Plakativ

Asbach, 18.12.2014An regnerischen Tagen wie diesem saßen unsere Ahnen unter den Blätterdächern der Urwälder und erzählten sich Geschichten. Gegen die Kälte betrieben sie ein kleines Feuer, aber sie froren trotzdem. Die Geschichten, die sie erzählten, handelten von vergangenen Zeiten, von Dämonen, Riesen, gefährlichen Wesen, von Giften, Arzneien und sprechenden Pflanzen. Im Rhythmus der Stunden erhoben sie sich, gingen umher, begutachteten die Entwicklung des Wetters und setzten sich dann wieder. Ihre Geschichtenerzähler brauchten ein großes Repertoire, denn Regenzeiten können lange dauern.

So wie der Regen vom Himmel herabfloß, so plätscherten ihre Geschichten dahin. Ein Zuhörer wanderte durch das Reich der Mythen tief und tiefer, je nachdem, ob der Regen kurz oder länger andauerte. Dabei verließ er die nasse Wirklichkeit. Ein heller Kosmos tat sich vor ihm auf. Wenn der Regen einmal nachließ, befanden sich die Zuhörer in anderen Welten. Sie traten aus den Geschichten heraus wie aus tiefen Räuschen. Das Rauschen des Regens verwandelte sich in einen Rausch des Geschichtenerlebens.


Dieter Hess vom Bayerischen Rundfunk sagte einmal: 'Fiedler kann alles, nur nicht mit seinem Talent haushalten'. Man möchte es ja gern als verstecktes Lob auffassen, aber die Kritik ist berechtigt. Das Buch wird jedenfalls voll.