Zeitlos IV
... deshalb zahlen sie auch nicht so üppig. Ist ein harter Job als Reiseleiter. Vor allem, wenn man es nicht kann.
Ja, das glaube ich.
Endlich glaubt er mir was. Er glaubt allerdings auch, dass sich die Firma an mich nicht wird erinnern wollen, wenn man sie nach dem Geld fragt. Da sind wir uns einig. Denn sie wollen ja Probleme vermeiden. Das Problem bin also ich. Das haben wir gut herausgearbeitet. Noch vor dem Frühstück. Ein rundum erfolgreich beginnender Tag, nur eben ohne großen Fortschritt in der Sache. Denn jetzt kommen Probleme auf mich zu, meint Werner. Die Skepsis ist nun auch aus seinem Gesicht gewischt, sodass ich ihm glaube. Er weiß, wovon er spricht. Haftstrafe auszusprechen, ist ihm wohl ein zu hartes Wort für den fröhlichen Morgen. Das will er vermeintlich anderen überlassen. Richtern, die darauf brennen, Exempel zu statuieren. Er erzählt mir von einem, den er zufällig kennt. Und wie Werner so ist, der charmante Teufel, erzählt er es mir beim Frühstück. Es ist besser, morgens keine schwere Kost zu sich zu nehmen. Aber das Frühstück ist auch die wichtigste Mahlzeit des Tages, also die Basis für alles, was noch so kommt. Meine Basis ist verheerend. Ein starker Kaffee hätte gereicht, aber ich inhaliere auch gern starken Tabak dazu. Das gibt mir das Gefühl, alles im Griff zu haben. Ich kann das vertragen, gestern war es schließlich nicht besser. Von vorgestern gar nicht zu reden. Wenn man so will, ist mein Leben ein Weg der beständigen Besserung. Ich hüstele nur manchmal, wenn man mir von golfenden Richtern erzählt. Und ihrem Handicap. Meins ist die Hinterhand. Der Reiter muss sich auf das konzentrieren, was er im Sattel nicht sieht: die Hinterhand ist am Motorrad das abgefahrene Reifenprofil. Es wird schwächer, wenn man auf der Flucht ist. Ich sollte vorher noch schnell meine Reifen wechseln, bevor Werner das tut, was Anwälte am besten können: nichts tun. Abwarten. Abwarten ist eine Kunst, wenn man die Maus ist, die vor der Katze sitzt. Den Richter, von dem die Rede ist, hätte mein Anwalt mir besser verschwiegen. Er ist einer von der Sorte, die insgeheim mit der Todesstrafe sympathisieren, wenn sich jemand nicht an die Golfregeln hält. Das falsche Loch spielt, zu schwere Bälle in der Tasche trägt (bis auf Gramm und Euro penibel), oder schlicht am Platz im falschen Dress erscheint. Regeln sind wichtig. Ausnahmen wie mich streicht man sofort. So lerne ich also nebenbei zum Frühstück Golfen. Und ich lerne, wie sich Mäuse fühlen, wenn sie Katzen gegenüber sitzen. Man möchte die Flucht ergreifen. Zu Ende rauchen und weg. Aber wohin?
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