fataler Erstschwur

Wir haben ihn, platzte es wie ein Gewitter aus den Wolken. Die Stimme des Heilers.

Seine Eminenz wandte sich bedächtig zu ihm um: Was haben Sie?

Wir haben die Ursache gefunden.

Die Ursache? Wie kann das sein? Ich dachte, Sie könnten sie nicht finden.

Nun, Eminenz. Der Heiler umrundete den Angesprochenen, um ihm ins Gesicht zu sehen. Wir können keinen angemessenen Ritus finden, aber wir wissen jetzt, was diese erbärmliche Kränklichkeit ausgelöst hat.

Und das nutzt uns WAS?

Die Gewalt des Gewitters schien sich an mangelndem Luftdruck entladen zu haben. Kein Windchen, kein Blitz, das Getöse verstummte, wie es in den Raum geplatzt war. Wenn es keine Lösung gab, dann gab es keine Frage, gab es keine Frage, war die Lösung unerheblich. Doch die Neugierde ließ nun umgekehrt einen Blitz vom Boden zum Himmel fahren:

Sagen Sie mir, was die Ursache ist!

Der Heiler entfaltete ein Papier vor seiner Eminenz Augen: da steht es. Der Gründungsschwur ist es, der auf ihnen lastet.

Welcher Gründungsschwur? Was für ein Schwur überhaupt?

Das haben wir uns auch gefragt, denn niemand hat jemals von ihnen gefordert, einen solchen zu leisten.

Von wem?

Von einem gewissen Roten, das muss einer der ersten Siedler gewesen sein. Vielleicht der erste. Er kam auf die Erde, was in ihren Sprachen mehr oder weniger identisch ist, im Dokument heißt sie die Rote. Das deutet auf ihre Fruchtbarkeit hin. Eine Göttin, heißt es dort, küsste die Erde und machte sie fruchtbar. Der Rote betrat die Erde und schwor.

Schwor? Wozu das?

Wir wissen es nicht. Er schien so begeistert zu sein vom Reichtum und der Pracht dieser Erde, dass er den Mund nicht halten konnte.

Was schwor er?

Er schwor im Angesicht der Göttin, was sie in der alten Sprache den Angesichts-der-Göttin-Schwur nannten.

Angesichts-der-Göttin?

Para-Thea steht da, allerdings verballhornt bis zur Unkenntlichkeit.

Und was schworen sie?

Sie schworen, das Schönste und Erhabenste zu betreten, das sie jemals zu Gesicht bekämen.

Aber das ist doch ein sehr heilsames Wort. Wie kann so etwas so üble Folgen haben?

Nun, der Schwur geht weiter. Hier steht, sie schworen, sollten sie je diese Erhabenheit verletzen und sich an ihr vergehen, dann wollten sie lebendig verdorren, dahinsiechen, und sie und ihre eigenen Kinder sollten an diesem Fluch ersticken.

Um Himmels willen, das haben sie nicht ernst gemeint!

Offenbar doch.

Und das im Angesicht einer Göttin?

So scheint es.

Wer ist diese Göttin? Vielleicht kann sie den Schwur entbinden?

Unwahrscheinlich, Eure Eminenz.

Heißt?

Nun, wir glauben, es ist die Natur.

Oh, weih, die ist launisch. Wir wollen sie mit diesem Unfug besser nicht wecken. Sie schläft doch hoffentlich.

Eben nicht, Eminenz. Aber immerhin kennen wir jetzt die Ursache für ihren Schmerz. Vielleicht können wir wenigstens sie heilen.

Wie wollen Sie das anstellen, Heiler?

Wir könnten ihr sagen, was die Ursache für ihre Alpträume ist.

Dieser unsägliche Schwur?

Nein, der Mensch.