Cadaqués
Mein Gedanke, in Spanien Motorrad zu fahren, ist so alt wie die Dakar selbst. Jetzt ist es endlich so weit. Heute Nachmittag rollten wir über die Grenze. Mehr als Tausend km und endlose Vorplanungen und Bedenken liegen hinter mir. Und ein durchwachsener Winter. Das Fazit? Man soll sich nicht so viele Sorgen machen.
Los gefahren im Regen bei frrühlingsfernen 5° plus, auf der Autobahn als erstes den Seesack verloren, dann eisiger Wind aus. Belgien, wo man Motorradfahrer offenbar nicht gerne mag. Ständig an die Reifen gedacht, von denen besorgte Ratgeber meinen, sie hielten so weite Passagen schlecht durch. Ganz neu waren sie nicht. Dann die Frage: Habe ich bei den letzten Reparaturen alles richtig gemacht? Bremsen, Kühlung, Öl? Und dann der Regen, gegen das Visier peitschend, stellt er dir beständig die Frage, ob deine Klamotten dicht halten werden.
Und dann bei einer Zigarette an einem düsteren Rasthof in der windigen Eifel festgestellt, dass alle Bedenken nur Bedenken sind, Illusion. Die Kiste läuft so rund, wie sie nur kann. Der Regen kümmert auf der Dakar überhaupts nicht, die Griffe heizen, Öl stimmt, Brembos pa-fekt. Selbst den Seesack konnte ich noch retten, und die Schleifspuren - meiner Gute, wie authentisch ist das denn? - alles gut.
Luxemburg, Metz, Nancy, die Kilometer purzeln, von der Temperatur ringsum merkt man fast nichts. Dann ins Massiv immer strack auf Clermont-Ferrant zu, wo die Michelins gemacht werden. Und nach zehn Stunden im Sattel mal besser nach einem Hotel Ausschau gehalten. Chablis bietet sich an, damit die erste Etappe im Sack und die Erfahrung, dass mittlerweile zehn Stunden im Sattel der Dakar bequeme Unterhaltung sind.
Von Chablis am nächsten Tag in die Cevennen - ein Traum. Dort dann ein einsamer Hof im Gemüse und ein super Abend mit Martin vom Montmartre, der die Ruhe am Land genießt. Der Bursche ist Koch und ich leider immer noch Raucher. Mehr inhaliert als gegessen, habe ich da wohl eine Chance liegen gelassen - vielleicht für den Rückweg.
100 Euro pro Reisetag inclusive Hotel, Zichten, Kaffee und Benzin muss man rechnen. Am dritten Tag also über die spanisch-französische Grenze und den Gedanken im Gepäck: nie wieder vorher große Sorgen machen.
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