Die Orgie
Anton kam neulich auf die Idee, zu Weihnachten eine Sexorgie zu organisieren. Er schickt also Einladungen rund. Bevor er das allerdings so unbefangen tut, wie es Antons Charakter entspricht, lässt er sich von einem Bedenkenträger einbremsen: Frag' erst mal sicherheitshalber an, wen du überhaupt ... ein- oder besser nicht einladen solltest. Er setzt also einen Schrieb auf, der - naja - schwierig. Anton ist kein Akrobat an den Wörtern. Er fragt also um Beistand nach. Wir fragen gemeinsam, wie denn so der allgemeine Wunsch zu einer weihnachtlichen Orgie steht. Und ein Tsunami kommt zurück. Als hätte die Festlichkeit am Jahresende über Nacht neue Inhalte erfahren und die alten ausgeleert: alle sind dabei. Gut, jetzt mal so: viele kinderlos, einige haben sie aus dem Haus, andere stehen noch in den Startlöchern und warten die aktuelle Weltlage ab. Da macht ein Familienfest im herkömmlichen weniger Sinn. Jetzt also die Originaleinladung. Verbindlich mit allem und ohne alles oder auch nicht? So stellt sich die Frage: Was genau soll denn jetzt ge-orgt werden und wie? Ein schlauer Fuchs rät zu einer Art anonymer Umfrage mit Willensäußerung. Der signifikante Kern der Weihnachtsverschwörung zur ältesten Sache der Welt scheint sich um Highheels zu drehen. Ich persönlich bin ja der Meinung, dass da eine Prise Zurückhaltung im Spiel war. Das Uralt-Klischee ist halt unverbindlicher als ... naja, andere halt. Also kommt gleich ein Motto unter die Leute - die noch immer einem anonymen Kreis von Willensäußerern angehören - hohes Schuhwerk für die weibliche Seite, und diejenigen, die sich immer noch oder schon wieder oder überhaupts so fühlen. Nassrasur am Bein. Dessous oder nicht Dessous. Ich möchte hier nicht in die Tiefe gehen. Am Ende kommt tatsächlich ein verhandelbarer Kompromiss heraus, den alle tragen können. Die Zeit zwischendurch - notiere ich hier mal am Rande - füllen Anton und ich mit Bedenken über Datenschutz und die Scherereien, die auf ihn zukommen werden, wenn die Stimmung nicht so stimmt, wie es den Anschein hat. Und natürlich all die Gratulationen und Danke Schöns für den Fall, dass sie alle glücklich nach ihrem Tsunami sind. Schließlich ist es soweit. Und dann Glatteis. Also, ich meine, auf der Straße. Solides, festes Eis und dazu Treter wie Leiterstufen. Anton meint, nächstes Jahr machen wir was anderes. Auch so in die Richtung, nur eben nicht schuhfixiert. Mehr was mit Umkleidekabine oder Dungeon oder ... ja, roten Zipfelmützen. Bin gespannt, wie viele dafür sind.
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