Adventskalender 2.0
Was ist das: die ganze Schokolade auf einmal gegessen und dann 23 Tage Bauchweh? Richtig
Tür 1
Der Wunsch war, wie sich das für den Anfang gehört, noch nicht sehr konkret. Ich spreche von dem Wunsch, den ein guter Freund mir in den höchsten Worten anpries und mit dem Hinweis krönte, ich dürfte ihn mir sogar selbst erfüllen. Meinen eigenen. Ich dachte an …
Tür 2
Etwas, das nicht so diffus ist, vorgestellt oder virtuell, wie heute alles ist. Irgendetwas, das sich offline nutzen lässt und fand …
Tür 3
Ein Buch. Ganz herkömmlich auf Papier mit gedruckten Buchstaben drauf und drin und war …
Tür 4
Drauf und dran, mir eins ganz herkömmlich im Geschäft zu kaufen. Doch es gibt immer ein Aber in allen Büchern, die ich kenne und so auch in diesem …
Tür 5
Aber es war nur online zu haben. Also habe ich mir selbst ist der Mann:in (m/w/d) genau dieses Buch online …
Tür 6
Gekauft. Bezahlt und …
Tür 7
Warte, weil das ja der Sinn an der ganzen Sache mit diesem Kalender und seinen Türchen ist, warte mit Spannung auf …
Tür 8
Die Nachricht (online VR), dass ich gerade nicht da war, als der Postbote (also das Christkind) versuchte, das 8te Türchen zu öffnen, und daher das Paket irgendwo hinterlegt worden ist. Wahrscheinlich hier, denke ich, in Bethlehems Stall, und öffne am nächsten Tag …
Tür 9
Den Briefkasten. Den Briefkasten hätte man benutzen können für das Buch, doch das war offline RL wohl zu groß für die kleine Box, nicht aber (!!!) für eine Nachricht offline RL, die mir verrät, wo das Buch jetzt ist, nämlich hier …
Tür 10
Beim Weihnachtsmann - ehm: Zusteller gibt es keine Türen. Da gibt es aber eine nette Frau, die mir einen heißen Tipp geben kann. Mein Paket ist in der Zustellbox und die ist …
Tür 11
Geradeaus durch den Gang beim Getränkemarkt vorbei, dann links, nein rechts und da steht …
Tür 12
Ein Adventskalender in gelb. Mit lauter Türchen drin, riesengroß, und hinter einer der Türchen ist also mein Buch. Nur die Türchen gehen nicht auf. Also mache ich noch mal Tür 11 auf und frage die freundliche Frau des überarbeiteten Weihnachtsmanns, wie denn der gelbe Adventskalender da draußen geht. Sie sagt, ich müsse zunächst mal …
Tür 13
Eine App runterladen. Das geht na-Tür-lich nicht ohne Handy. Und das liegt zuhause. Weshalb ich dann nach Hause fahre, das Ding lade und mich auf den Weg zum nächsten Türchen mache, nämlich …
Tür 14
Jetzt muss man den QR-Code scannen und schon ist man drin. In der virtuellen Welt der nicht zustellbaren Pakete. Der QR-Code übrigens ist gut sichtbar am gelben Automaten angebracht. Und jetzt ...
Tür 15
Darf man nicht. Nö, nö, weil man hinter der Tür ein illegaler Einwanderer ist. Man muss sich vorher registrieren. Dazu geht man ins Internet, dazu sollte man sich und dem Handy den Zugriff erlauben. Gut, denke ich im Sinne meines ersten selbst erfüllbaren Wunsches, dass in dem Buch in dem gelben Kasten, zu dem ich keinen Zugriff habe, nicht drinsteht, wie man es macht, dass man Zugriff auf das Internet hat. Noch schlimmer wäre, wenn dort drin das Handy läge - in einem nicht zustellbaren Paket, das zu holen man ein Handy nebst Internet braucht. Das Dilemma der Illegalen. Ohne Pass kein Türchen, ohne Türchen kein Pass. Ich bin wirklich ein Glückspilz, denn …
Tür 16
Wenn man registriert ist, bekommt man eine Nachricht (aufs Handy) mit einem …
Tür 17
Freischaltcode für die App. Schweiß-von-der-Stirn-wisch, ich kann meine App benutzen, die mir daraufhin erklären kann, wie man den gelben Adventskalender benutzt. Es ist ganz einfach, man öffnet eine Tür nach der anderen. Also nicht RL alle die gelben Briefkästen. Die sind schön fest zu. Es ist ja noch nicht Weihnachten. Man öffnet …
Tür 18
Ein Fenster, das dir sagt, dass du Bluetooth brauchst. Bluetooth ist dieser legendäre Pirat, der mit allen und jedem reden konnte und deshalb immer zitiert wird, wenn es um diese legendäre Schnittstelle geht, die keiner sieht aber alle kennen …
Tür 19
Advent, Advent, ein Lichtlein brennt. Erst eins, dann …
Tür 20
Ist der Automat mit mir und meinem Handy verbunden. Und ich mit ihm für die Nachricht, dass es bald soweit sein wird. Die Lichtlein sind grün und sie sind obendran an der Maschine und sagen: connected …
Tür 21
Geben Sie den Code ein! Ich habe jetzt offline meine (Lese)Brille nicht dabei, was mir schon am 15. Türchen mächtig zu schaffen machte. Wofür braucht man schließlich online seine Augen? Ist doch alles digital, also praktisch unsichtbar. Unsichtbar sind auch …
Tür 22
Die Ziffern, die man eingeben muss, damit die App meine Sendung findet. Sie stehen offline auf dem knittrigen Zettel, der in meinem zu kleinen Briefkasten lag, und es sind ihrer - na, nicht gerade 24, das wäre ja drollig gewesen, aber viele. Und sie scheinen im Dämmerlicht der allmählich näher rückenden stillen Nacht immer kleiner zu werden. Als ich sie eingetippt habe …
Tür 23
Nichts. Es ist nämlich der Vortag des großen Ereignisses, der Tag zur Besinnung. Ich besinne mich also, dass die App mit Bluetooth im Internet jetzt erst mal suchen muss, wo denn mein unzustellbares Paket eigentlich ist, und lese online, dass sie es tatsächlich gefunden hat. Nämlich da, wo ich stehe, und denke, es wäre nichts konkretes gekommen, weil das letzte Türchen sich nicht öffnen lässt. Doch: Mein Paket ist wirklich und wahrhaftig im Bauch dieser Maschine. Im gelben Adventskalender. Man muss nur warten können, bis es soweit ist. Und wenn es soweit ist mit der Besinnung und allem, dann findet man auch den Button für die Zustellbox, den großen gelben Automaten, und der sagt: Scannen Sie den Code auf der Benachrichtigung. Schweiß-zwei-Punkt-Null-von-der-Stirn-wisch habe ich die Benachrichtigung nicht entsorgt, entknülle sie in der Tasche und entzünde zum vierten Mal die Adventskerze in meiner Hand, das Handy. Es liest und rechnet, bluetooth-t mit allen Piraten der Welt, die Lichtlein am Adventskalender blinken und dann öffnet sich eine Tür …
Tür 24
Und da liegt das Buch.
Es hätte aber auch ein Adventskalender sein können. So ein herkömmlicher mit Zahlen drauf und Schokolade drin. Dann hätte ich nämlich schon ein Geschenk fürs nächste Jahr
‰