Die Zahl der Qual
Der Alptraum eines Reiseleiters sieht etwa so aus: Du fährst mit 50 Leuten in eine Stadt und 49 kommen wieder raus. Niemand mag Alpträume. Daher zählen Reiseleiter unentwegt. Sie zählen morgens beim Frühstück, sie zählen, wenn sie in den Bus einsteigen, zählen, wenn sie Kaffeepause machen, zählen, wenn sie sich verabreden, zählen, wenn sie ein Museum betreten, zählen, wenn sie wieder rauskommen, zwischendurch zählen sie Toiletten, Rettungsringe, Eintrittskarten und Audiogeräte. Sie zählen und zählen, und immer kommen sie nur bis zur magischen Zahl PAX.
PAX ist ein anderes Wort für Gäste (m/w/d). Hat man 35 PAX, dann stellt sich beim Erreichen von 35 innere Ruhe ein. Ja, es gibt genügend Toiletten, alle Audiogeräte sind geladen, alle sind im Bus und am Ende wieder glücklich im Flieger. Ich hatte zuletzt 25 PAX. Seitdem macht mich die Zahl 25 glücklich. Jetzt trainiere ich aber im Sportstudio, und dort hat man Geräte, und an den Geräten soll man Übungen machen. Die - ja, man ahnt es schon - zählt man. Zehn Wiederholungen hier, zwanzig da, Pause, nochmal und so weiter.
Was aber, wenn dir eine innere Stimme nach der zanzigsten Wiederholung leise ins Ohr flüstert: Da fehlen fünf!?
Ein guter Reiseleiter wird sich nun schinden. Wären es zwei, merkte man es kaum, aber gleich fünf! Zieh mal an dem verdammten Gewicht, wenn dir die Muskelfasern reissen wollen, weil du statt 18 kg die magische 25 eingestellt hast! Pull mal 25 Minuten am Trockendock, wenn du nur 15 machen solltest, dreh 25 Minuten am Rad statt 10 und reisse 25 kg 25 mal in die Höhe, schon merkst du, was Verantwortung bedeutet.
Am Ende sind 15 kg weg, von denen mindestens fünf wieder drauf müssen. 15 plus 5 ergibt so wenig 25 wie 15 minus 5. Aber ich bin dennoch froh. Denn vor der gefährlichen 25 hatte ich zwischen 35 und 45 ... nicht auszudenken, welche Folgen das hätte.
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