… mit auf den Weg
Wir sind alle auf dem Weg. Irgendwie. In der Casa Parroquial von Fuenteroble bin ich freundlicher aufgenommen worden als zuhause. Gerade rief mich Javier an. Ich sitze im Bus zwischen Oviedo und Guijuelo. Am gestrigen Samstag bin ich in Asturien mit Freunden gewandert. Der Dia Libre (freier Tag) war nicht leicht hinzukriegen. Musste einen Tag aussuchen, an dem ich in die Nähe einer Bushaltestelle komme. Das Gepäck musste ich deponieren. Dann eine Fahrkarte besorgen und zur Haltestelle. Am Sonntag dann das ganze retour. Ein ziemlicher Aufwand. Dank Javiers Unterstützung lief alles glatt. Ich konnte sogar noch unterwegs zum Friseur. Ja, und jetzt ist Sonntag und ich bin auf dem Rückweg nach Guijuelo, um mir in Fuenteroble den Rucksack zu holen und morgen dann weiter zu gehen. In dem Augenblick, wo ich überlege, wie ich vom Bus zur Herberge komme, was zwei Stunden Weg bedeutet, ruft Javier an. Er wird mich abholen, kein Problem. Nicht nur, dass ich die Equipe des berühmten Pfarrers erst seit drei Tagen kenne, werden wir wohl von diesen drei Tagen zusammen gerechnet kaum einen haben, an dem Zeit zum Erzählen ist. Dennoch verstehen wir uns, wie ich spüre, sehr gut, denn alle dort im Pfarrheim sind auf einem Weg, keiner angekommen. Javier meint, das Ziel eines Menschen sei schließlich der Tod. Wer will schon an diesem Ziel sein? Wenn man sich aussuchen kann, mit wem man auf dem Weg sein will, dann hätte ich einen heißen Tip. Nicht verzweifeln, wenn es dich in eine verwaiste, kleine Gemeinde verschlägt. Eine Handvoll solcher Freunde, und du bist in einem Palast.
In der Herberge angekommen, wird gleich aufgetischt und erzählt. Spielt keine Rolle, dass hier in einem rasenden Tempo erzählt wird. Es geht um Esel und Etappen. Der Pfarrer nämlich ist mit einer Gruppe von Leuten auf Eseln unterwegs. Sie wollen eine Woche lang in Richtung Santiago ziehen. Wenn ich alles richtig verstehe, sind sehr kurze Etappen geplant. Die Gruppe werde ich bei normalem Tempo wohl morgen schon einholen. Hier sitzen vier Leute um den Tisch, die offensichtlich mit der Frage beschäftigt sind, wer wann wo Futter und Wasser für die Esel anliefert.
Da ich mir selbst schon Sorgen gemacht habe, ob ich die nächsten dreißig Kilometer ohne Halt und Wasserstelle schaffen kann, denke ich das eine oder andere Mal darüber nach, mich in das Gespräch einzumischen. Vielleicht könnte man sich gegenseitig arrangieren. Dann hätte ich eine sichere Bank für das Wasser auf meinem eigenen Weg. Aber in dieser Truppe hier, als sie richtig loslegen, Landarbeiter, Fachfrauen und Stallhilfen, reicht mein Spanisch dann doch nicht hin. Ich höre mir alles an, was auf den Tisch kommt, und vertraue in eine höhere Macht, die hier präsent sein muss. Möglicherweise werde ich den Trek ja auch zufällig treffen und dann wird sich schon etwas ergeben.
Javier hat mir beim Essen noch die Eckpunkte seines Lebens erzählt. Ein starker Anreiz, auf ihn zu hören, als er mir zwei Dinge rät. Aufhören mit dem Rauchen und den Rucksack ausleeren. Spätestens in Salamanca, sollte ich es erreichen, muss ich mir mal ernsthafte Gedanken zu den beiden Themen machen.
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