mein Entwurf für eine SPAM-Mail

Wußten Sie schon ... dass Sie für nur fünf Euro im Monat das ganze Jahr über mit erstklassiger Literatur versorgt sein können? [*bei einer durchschn. Leserate von 100-150 S pro Woche]
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Statt fünf Euro könnte auch eine zugkräftige Formulierung stehen wie: für weniger als 1 schlappes Prozent des offiziellen Existenzminimums - oder: einen Bruchteil Ihrer monatlichen KV-Beträge ...
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Parken Sie mein Buch auf einem Ihrer Offshore-Konten, und es wird Ihnen mehr einbringen, als alle Steuerflüchtlinge der Welt zusammen genommen für die Menscheit leisten
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Wenn diese Mail nicht schicken an alle guten Karma-Patienten, moglicherweise ein furchtbares Ungluck geschehen in Ihre Familie mit Rechtschreibunk. Ramana Tschingbumm

Je mehr ich versuche, das russogermanoide Kauderwelsch zu treffen, das in letzter Zeit in meinem Maileingang das indoenglische Penisverlängerungskisuaheli ablöst, desto deutlicher tritt die Zielgruppenfrage ins Visier: Wer soll denn das überhaupt lesen?

Eine Frage, die sich überhaupt jeder Autor stellen muss, schon gerade jemand wie ich. Gut. Die Zielgruppe ist ja eine Schnittmenge, keine Erweiterungsmenge. Hups! Mathematikunterricht. Alle Frauen an der Bushaltestelle bilden eine Menge, alle Männer an der Bushaltestelle bilden eine zweite Menge. Die Erweiterungsmenge aus Männern UND Frauen an der Bushaltestelle ist sozusagen die Summe von allen.

Die Schnittmenge allerdings ist tückisch. Alle Männer sind eine Menge, alle Frauen eine andere. Und alle Personen, die auf den Bus warten, eine dritte. Schneidet man die Menge der Frauen mit der der Wartenden an der Bushaltestelle, so erhält man alle Frauen, die auf den Bus warten. Ähnlich mit den Männern. Schneidet man die wartenden Männer mit den wartenden Frauen, wird man bis auf Gendergrauzonen die Nullmenge erhalten. Die gefürchtetste Lesermenge überhaupt.

Wenn jemand intelligente Bücher für Formel-1-Enthusiasten schreibt, dann kommen solche Phänomene zum Tragen. Man hat die Grundmenge der intelligenten Leser und die Grundmenge der Enthusiasten, aber im Schnitt bleibt praktisch nichts. Solche Zielgruppenanalysen zu betreiben, ist ja sicher Sache des Verlages. Autor/Autorin schreibt, was er/sie eben schreibt. Aber trotzdem muss man sich immer mal wieder diese Frage stellen.

Wer zum Beispiel liest satirische Krimis auf dem Hintergrund politischer Ereignisse? Mein neuester Geheimdienstroman verschreckt a) die politisch Korrekten b) die Mainstreamdenker c) die gewöhnlich gut informierten Kreise (BILD-ungsschicht) d) die Idyllensucher im Europäischen Haushalt, Bad, Küche und jetzt auch noch e) die weniger hart gesottenen Frauen. Was bleibt?

Kalte Füße beim Verlag. Es ist bald Buchmesse. Da wird man die Mengen sich schneiden sehen. Feuilleton und Laufkundschaft, moderne, altbackene, traurige, helle, wache, frische, leichte, seichte, anspruchslose und rundum gelungene. Leider ist allzu häufig der Platz eins auf der Bestsellerliste auch die Erweiterungsmenge aller Schnittmengen und damit in Gefahr glatter, unerheblicher, gefälliger Durchschnitt zu sein.

Wie also aus dem Mainstream heraus und nicht in die Nische hinein? Und das in Zeiten der elektronischen Massen(-buch-)ware? Harter Task.