Trencito

Wir wollten ja zum Flughafen. Von Villa Real de S Antonio kann man dies bequem und stylisch mit der Algarve-Bahn machen. Sie startet am Ortsrand und braust dann über Land am Meer entlang, teils durch die Salinen und klappert die kleinen Städtchen ab - Tavira, Olhåo, Faro etc. Die Strecke ist eingleisig und nicht elektrifiziert. Daher meckern schon mal Fluggäste, man könne sie unmöglich benutzen, wenn man pünktlich sein will.

Jetzt ist Pünktlichkeit ja nicht meine Priorität, und wenn man acht Stunden vor Abflug am Bahnhof ist, spielt Zeit sowieso keine Rolle. Doch dann die Überraschung: auf dem Hinweg fuhr der kleine Zug absolut pünktlich in Faro ein. Und auf dem Weg dahin konnte man die halbe Algarve bewundern. Von der Schiene aus ist die Landschaft noch mal schöner als vom Auto aus, erst recht, wenn ein Pünktlichkeitsfanatiker auf die Idee kommt, die (gebührenpflichtige) Autobahn zu nehmen.

Die Autobahn hatten wir mit unseren Gästen aus Österreich (ihr werdet euch erinnern) ja ohnehin schon oft genug befahren (jede Woche ging es von Punta Umbría aus nach Lagos und dort mit dem Boot um die monumentale Küste herum). Also wäre die alte Landstraße schon ein Highlight, gäbe es nicht zwischen Villa Real und Faro gefühlte hundert Kreisverkehre. Hinzu kommen Speedbreaker und Schwellen aller Art und Portugals eigenwilliger (ich möchte es mal) ‚Fahrstil‘ (nennen).

Die Bahn aber trudelt ein und Stunden später wieder aus, dass es eine Freude ist. Sie zeigt dir die Nistplätze der Flamingos und die Futterstellen der Portugiesen, wenn sie abends von der Arbeit kommen und afterwork noch ihre Art von Tapa knabbern wollen. Und sie zeigt dir ein Dutzend hübscher Bahnhöfe, die größtenteils nicht mehr bemannt sind, aber häufig exzellent gepflegt.

Und dann ist man irgendwann wieder in Villa Real und kann, wenn man es richtig angestellt hat, sogar noch eine Fährfahrt über den Guadiana ans Abenteuer dranhängen, denn die imposante Autobahnbrücke ist nicht der einzige Weg zurück ins spanische Königreich. Jede Stunde legt in Villa Real an einem mondänen Kai die Personenfähre ab und macht sich ins Nachbarland auf. Dort kommt sie ganz in der Nähe der Plaza Laguna an, und wenn man einen der kostbaren Parkplätze erwischt hat, sich also darum keine Sorgen machen muss, dann kann man zum Sonnenuntergang noch eine kühle Cerveza zischen.

Ein Abenteuer ist die Fahrt allemal. Unvergesslich, wie ich finde …