Romeria
Romeria heißt Wallfahrt. Alle kleinen Orte haben eine Romeria, aber die Wallfahrten finden zu unterschiedlichen Zwecken und Zeiten statt. Wenn beispielsweise die Bruderschaft der Rocio-Maria aufbricht, um in das Naturschutzgebiet des Coto de Doñana zu wallfahren, dann erleben wir die Pferdeprozessionen im Fernsehen mit. Alle kleineren Marias müssen aber auch in ihre Kapellen, an die heiligen Stätten und wieder zurück nach Hause, und dann finden Romerias statt. Überall.
Die Esperanza von La Redondela fährt einmal im Jahr zum Meer. Dort hat sie eine kleine Kapelle. An der Kapelle direkt liegt der Chiringuito ‚Pedro‘, doch das nur für diejenigen, die mit mir bereits dort gewesen sind, und sich über die einsame abgeschlossene Kapelle unter den Pinien in den Dünen wunderten. Dort ist eben an dreihundert und fünfzig Tagen im Jahr nichts als ein Parkplatz. Aber wenn die Esperanza zum Meer will, …
17:30 Auszug aus der Kapelle: es knallt, weil alle paar Minuten Feuerwerkskörper gezündet werden, die Glocken läuten, Störche fliegen auf, zwei riesige Ochsen werden herangeführt und in den Vorhof zur Kirche gebracht, wo sie sich ruhig ans Gitter binden lassen. Drinnen wurde die Maria Esperanza auf einen gewaltigen Wagen gestellt, dessen Deichsel nun präpariert wird. Die Männer in der traditionellen Tracht mit Hut und Weste, Scherpe und Stiefeln. Frauen sind in ihren Rüschenkleidern präsent, aber die verteilen sich noch auf die umliegenden Bars, um Rebujitos zu trinken, eine Mischung aus Fino, Eis und sonstwas.
Dann irgendwann haben sie die Ochsen angeschirrt und ziehen aus der Kapelle aus, es bimmelt und knallt und das Orchester pfeift, die Guardia sperrt die Straßen … Holländerin Eva erklärt mir den Wind an der Küste (Kyte-Surferin), noch mehr Störche in der Luft, Aneke (auch Niederländerin) lässt den Wirt mit der Rechnung allein, denn der kennt sie, und zerrt uns zur Esperanza, die nun einmal im Rund um die Kirche zieht, um dann auf dem Pilgerweg (meine Besucher kennen ihn) durch die Dünen zu verschwinden.
Das ist unsere Gelegenheit, um bei Rubens in der Brauerei am Ort mal die heimischen Weißbiere zu probieren. Der Kerl, meine Güte, braut ein Starkbier, das kaum zu Hitze passen mag. Aneke und Eva sind die örtlichen ‚Ansprechpartnerinnen‘, beide Nederlandsje, erfahren und sportiv. Der Nachmittag ist gerettet. Aber das wichtigste steht ja noch bevor. Wir müssen zum Strand. Und weil wir ja den Ochsen mit der Esperanza noch ein wenig Vorsprung geben müssen, kaufen wir uns noch einen Rotwein im Laden ein, verkasematuckeln den in den Dünen und denken an Bar Balcón (was es damit auf sich hat, muss ich mal bald mal erzählen) ….
Und dann kamen sie und brachten die Esperanza zum Meer. Sie wendeten die Ochsen, ließen sie ein Stück weit rückwärts wandern und nahmen dann nach einigem Segnen und Beten die Fahrt zur Kapelle auf, wo die Fiesta losging. Es wurden Tauben entlassen und Freundschaften geschlossen. ‚Guapa‘ ruft man immer wieder und applaudiert, denn ‚guapa‘ heißt ‚schön bist du!‘, guapa, guapa, guapa ….
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