fanfiction
Ein Wort wie die Beschriftung eines Supermarktregals: fan fiction. AKTION. AKTION. Sonderangebote. 30% Rabatt. Achtung, keine Abgabe an Kinder und Jugendliche!
Fan Fiction ist Englisch und damit aus dem Sinnzusammenhang gerissen, also eines der Worte, die sich ihres (fehlenden) Sinnes nicht zu schämen brauchen, weil man sie sowieso nur noch phänomenologisch auffasst. Ein plenty of nothing, glutenfreies, laktosearmes sprachliches Zero-Coke Nullfett.
Fan Fiction ist das, was Fans schreiben, um sich Gehör zu verschaffen in einer fiktiven Welt, die sie gerne zu ihrer machen möchten. Das erlaubte Plagiat der Serienfiguren einer Hohlwelt, aus der sich die Autoren als federführende Organe zurück ziehen. Die Figuren sind installiert, die Fans sind heiß, jetzt schreibt sich der Rest buchstäblich von alleine. Amazon hat eine Plattform dafür. Autoren/innen geben die Rechte, der online-Händler die Infrastruktur, und die Leser erzählen sich fortan selbst ihre Geschichten. Schöne Idee.
Wir haben so etwas ähnliches mal am Rande von krimimails.de selbst gemacht und dabei die Erfahrung, die amazon nun auf höherem finanziellen Niveau bestätigt. Diese Fans schreiben vornehmlich für sich selbst. Der Hype um die wenigen, die sich Harry Potter als Siebzigjährigen erzählen, die eigene Vampirliebe, Starwars Resurrection und Rocky Balboa als zehnjähriges Einwandererkind .. ist dann doch eher nur ein Marketinggag, der die Kids an die Nadel bringen soll.
Denn man muss ja erst mal die Figurenbibel lernen, was Ausdauer erfordert, um dann selbst einzugreifen.
Kinder und Jugendliche sind wie beim Alkohol folgerichtig ausgeschlossen, und der Gewalt und Titten-Filter der jeweiligen Readergemeinden wird engmaschig bis zur Musspresse. Es darf nur noch das aus der Kreativmaschine kommen, was aber sowas von unbedenklich ist. Der Mainstream kanalisiert sich quasi selbst als Überdruckventil von Mamas Sugotopf. Entsprechend lesen sich wohl die Fanfictioner auch hauptsächlich nur selbst oder, wenn es unbedingt sein muss, auch gegenseitig.
Tausende schreiben, eine Handvoll nur präsentiert sich als Massenerscheinung. Die Psychose fördert den Verkauf und damit Tantiemen in die Honorarschatulle eben auch der untätigen Autoren und des Plattformers selbst. Kreisläufe, wie sie das englische fan perfekt umschreibt. Der Fan ist ein Ventillator, der rasant rotiert und dabei nichts als heiße Luft produziert. Fiction unterstreicht die imaginäre Komponente. Ein Ventilator, der sich im luftleeren Raum um seine eigene Achse dreht. Ein perfektes Sinnbild für eine Geldmaschine.
Wir hatten seinerzeit als Wunschfigur in einer Geschichte eine einäugige Prostituierte mit einem Holzbein, deren Wirken allerdings hauptsächlich auf den Effekt des ersten Auftritts beschränkt geblieben ist ... weil nach der Erschaffung der Figur der Nachwuchsautorin leider die Puste ausging. Jetzt lassen wir mal den Applestore drauf los, und von der einäugigen Nutte mit dem hölzernen Gang bliebe eine eingeschränkt sehfähige gehandicapte Randgruppenangehörige im Dienstleistungsgewerbe, deren einbeinigen Auftritt bereits die political correctness - iPolizei vermasselt hat, bevor sie in welcher Form auch immer aktiv werden konnte.
So what? fragt man sich englisch, wozu? Nun, am Ende, aus literarisch-künstlerischer Sicht, könnte mit etwas Glück diese Erkenntnis stehen: manche Geschichten sind mittlerweile auf einem Niveau angekommen, das den Autor tatsächlich überflüssig macht - die ebenerdige Jedermann-Literatur. Ich frage mich nun noch, warum dafür bezahlen?
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