Alles ist relativ … kompliziert
Nehmen wir einen Schnürsenkel! Er sollte 1m lang sein, ist aber tatsächlich 1,5m lang. Er ist also, einfach gesagt, um die Hälfte länger, als er sein sollte. Bevor jetzt jemand zur Schere greift, sollte er den Philosophen um Rat fragen, oder aber einen Mathematiker. Denn wenn der Schnürsenkel um die Hälfte zu lang ist, schneidet man schon mal fälschlich die überflüssige Hälfte einfach ab. Und dann ist er zu kurz. Schwer zu verstehen, doch unvermutet richtig: man sollte den um die Hälfte zu langen Schnürsenkel erst einmal nur um ein Drittel kürzen. Dann wird man feststellen, dass er perfekt passt.
Der sprachliche Dreisatz hält so viele Überraschungen bereit, dass man es wie folgt ausdrücken könnte: Willst du eine Textaufgabe lösen, verstehe sie - der Rest ergibt sich von selbst. Oder: das Problem ist die Lösung. Und die Sprache ist das Problem.
Leider geht diese Rechnung grundsätzlich zu Ungunsten des Betroffenen aus. Wenn man beispielsweise an der Tankstelle Benzinverbräuche hochrechnet oder mit Preissteigerungen multipliziert, wird man immer feststellen, dass man am Ende vom Dreisatz beschissen wird - Taschenrechner hin oder her. Super wird leicht teurer und danach wieder leicht billiger - und was sage ich(?): am Ende kostets mehr als vorher.
Einfache Rechnung im Streckenvergleich: Ich fahre 100km und stelle nach der Hälfte fest, dass ich um zehn Prozent hinterm Zeitplan liege. Es nutzt nichts, zehn Prozent schneller zu fahren, denn ich hole weniger als neun Prozent vom Zeitplan nach. Man rechne das mit einem Fahrer auf 100km Strecke nach, der dafür eine Stunde brauchen will und nach der Hälfte feststellt, dass er 33min für 50km gebraucht hat! Das Ergebnis wird verblüffen.
Und wenn man das noch mit dem Benzinverbrauch korreliert, dann kann ich nur noch auf ein Wunder hoffen. Ein Wurmloch zum Beispiel. Die Perspektive des Realisten ist tückisch, wenngleich die Zahlen alle stimmen. So etwas ist ein simples Sprachproblem. Die Frage ist in der Regel: Prozent von was? Angeblich gibt es ja auch keine 120 davon. Prozente sind gemeint. 120% von einem Meter allerdings gibt es schon. Das ist nämlich schlicht 1,2m. Und somit gibt es auch Tausend Prozent. Tausend Prozent Verwirrung zum Beispiel herrscht landläufig in dieser Frage, ob es sie denn tatsächlich gibt. Hier also die Antwort, und die mit 100%-iger Sicherheit: 1000% existieren. Egal wovon. Sogar vom Papst.
Allerdings nicht von seinem kleinen Finger, davon gibt es gewöhnlich nur 200%. Wahrscheinlich. Wahrscheinlichkeit gibt es auch nur zu höchstens 100%, und die wahrscheinlich nie ganz. Was ist schon zu 100% wahrscheinlich? Das nämlich, was völlig zweifelsfrei wahr zu sein scheint. Aber nehmen wir mal einen der raren Fälle, in denen diese Rechnerei sich zu unseren Gunsten auswirkt! Unwahrscheinlich, aber wahr. Jetzt sind wir gespannt, oder?
Die Übergewichtigen unter uns sollten sich freuen. Hier ist es, das Beispiel: Wenn ich vor Weihnachten die Hälfte meines Gewichts verliere und an den Festtagen die Hälfte meines Gewichts wieder zulege, bin ich im neuen Jahr 25% leichter. Ist das ein Plan? Durch einen simplen Rechentrick mal eben das ungeliebte fette Viertel im alten Jahr zurück lassen? Geht, glaubt mir ...
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