ALLöF WIRD GUT - nüx passiert
Ich habe mich also tagelang in der Richtung präpariert, das schlimmste zu fürchten und das beste zu hoffen, und dabei die aberwitzigsten Szenarien entworfen, was mir alles als nächstes widerfahren kann. Keine Sekunde hätte ich bedacht, was dann tatsächlich geschehen würde. Nämlich nichts. Und an dieser Tatsache biss sich die klinische Stressbewältigung die Zähne aus. Als nichts passierte, stellten sich mir die Nackenhaare auf, und der kalte Schweiß brach mir aus allen Poren. Das steigerte sich exponentiell, je mehr nichts passierte.
Was macht man in einem solchen Fall? Zur Polizei gehen und sich stellen. Aber die wollten mich nicht, weil sie mich nicht kennen, gegen mich nichts vorliegt und das normale Prozedere im Falle, dass gegen mich etwas vorläge, auch an gewisse Formalitäten gebunden sei. Einschreiben und Hausbesuche zum Beispiel. Besser, nicht insistieren, sonst käme so etwas in der Art vielleicht dann doch noch auf mich zu. Was sagt die Anwältin in der Sache? Sie fragt mich, wer ich bin. Hatten wir schon. Derjenige, der als Safi Raid verhaftet wurde, »ja, ja, ja, der wurde am selben Tag auf freien Fuß gesetzt« - ohne Adressfeststellung, »hat man Sie gut behandelt?« »Drei Mal am Tag«, sage ich.
Der Fall ⟩bestenfalls … passieren könnte⟨ … wird durch Haftentschädigung abgedeckt, soweit es mir nachzuweisen gelingt, dass mein Schaden über 25 Euro lag, der gängigen Pauschale, und, »ach, ich sehe gerade, dummer Fehler meinerseits, ⟩zu Unrecht erlittene Abschiebehaft⟨ ist ausgenommen.« Ich bin also kaum einen Monat nach meinem ersten Kontakt mit der Macht bereits vollständig rehabilitiert, und obendrein nie in Haft gewesen. Denn dort wurden genau zwei Personen verwechselt: Herr Raid und ein Barcodephantom ohne Namen. Man nennt das Anonymisierung personenbezogener Daten. Und diese sind obendrein datenschutzrechtlich vor missbräuchlichem Zugriff gesichert. Ich werde sie also auch nicht anfordern können, beweisen, widerlegen oder manipulieren. Womit auch ein gutes Dutzend weiterer Personen in dem surrealen Theaterstück rehabilitiert worden ist. Angehörige vermutlich gleich dreier Nationen.
Die Generalamnestie an der Rheinschiene hat etwas beängstigend Deutsches an sich ...
-- Fortsetzung folgt --
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