ALLöF WIRD GUT - 1001 Dorf
Das Schicksal hätte für meinen Boxenstop in der Wirklichkeit keinen besseren Ort bestimmen können. Hennef ist an sich ein Failstate. Einer der letzten Bürgermeister muss mal den Plan gehegt haben, die Stadt der umgebenden Region und seinem Bundesland zu entreißen und als 52. Bundesstaat der USA anzugliedern. Entsprechend gingen die Stadtplaner zu Werke. Wahrscheinlich hat es dann aber mit dem Aufnahmeantrag nicht geklappt oder die Voraussetzungen für den EU-Austritt waren nicht hinreichend gegeben. Daraufhin hat man sich wohl entschlossen, die einmal favorisierte architektonische Outline beizubehalten und die City zu einem Ausstellungsgelände für Altstadtpflaster, Betonpflanzkübel und Schnörkellaternen umzudekorieren. Schließlich müssen überproportional ansässige Fachärzte für Hirntumoren in Stadtplanungsfragen die Oberhand gewonnen haben, die das Ensemble ähnlich organisierten wie ein Leporello zum Aufklappen in 3-D-Falttechnik. Auf der einen Seite endet die Autobahn, auf der anderen geht es wegen der Sieg nicht weiter. Rundherum Sumpf und Wiesen. Dazu kommt eine mittelalterliche Bahnschranke, die den Verkehr in Würstchen zerhackt. Im P&R-Parkhaus und der beruhigten Hauptstraße hängen Autoschlangen herum wie Schwartemagen in der Metzgerei. Unidentifizerte Fleischbrocken in einer Sülze aus Stau, Lärm, Frust und Abgas. Parkbuchten und Ampeln schnüren dem ganzen endgültig den Saft ab. Das kulturelle Zentrum des unteren Siegtals kämpft mit aller Macht gegen die Nachbarstadt an, die durch ihren an den Mont Saint Michel erinnernden Abteiberg Eins zu Null vorne liegt. Weshalb man den ewigen Verlierer die ⟩Stadt der hundert Dörfer⟨ nennt, kann man am besten wie ich fußläufig erkunden. Wenn man ein paar Wochen Zeit hat, gutes Schuhwerk und Satellitennavigation.
-- Fortsetzung folgt --
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