ALLöF WIRD GUT - Mutter Kirche
Um eins bin ich in der Kirche, um den Opferstock aufzubrechen. Gott ist in diesem Augenblick mitten unter uns, heißt es in fetten Lettern. Eine rührende Annonce, der nach meiner Meinung viel zu wenig Beachtung beigemessen wird. Auch von Seiten derer, die sie schreiben. Seine Mutter leidet wie keine zweite. Kaum auszuhalten, dass sie auch noch herhalten muss, um Anderen Trost zu spenden. Zweitausend Jahre, ein Haufen Leid für eine einzige Frau. ⟩Myriam⟨ ist die Bittere. Selbsterfüllende Prophezeiung oder nur ein Wortspiel ohne Sinn? Maria und Myriam sind ein und dasselbe Wort. So wie Mause und Tot. Siebzehn Kerzen flackern vor Marias Angesicht. Multipliziert mit dem obligatorischen halben Euro pro Stück müßten in der Büchse acht Euro fünfzig sein. Damit schaffe ich den Heimweg, bilde ich mir ein, noch heute Nacht. Ein Schlösschen, das man aufhusten kann. Die Gottesmutter wird mir vergeben. Das ganze Pult wackelt, als ich verstohlen an dem Bügel reiße, die Dose springt auf, und Maria weint bittere Tränen. Die Kasse ist leer.
So folgt eine Enttäuschung der anderen, als hätten mich meine Eltern nicht frühzeitig gewarnt. Lerne was vernünftiges und wende es nicht an! Geh den Bedürftigen aus dem Weg und achte den Reichtum nicht als gering! Sei ehrlich, wenn es unvermeidbar ist! Und betrüge deinen Nächsten, denn der Übernächste betrügt gerade seine Frau. Ich muss eingeschlafen sein, denn bevor ich das Kreuzzeichen schlagen kann, kracht meine Stirn auf die Holzbank. Die gerechte Strafe dafür, dass ich Mohammedaner werden wollte: jemand hat abgesperrt, so dass ich die Kirche nun nicht mehr verlassen kann.
Mimi auch nicht. Der Beichtstuhl ist uns zugleich Rettung und Verhängnis. Was sie da tut? Ich nehme mal an, sie ist auf der Flucht vor den Leuten, die zweihundert Lappen für ihre Ergreifung bezahlen, oder aber die Mutter der Küken, die hinterm Beichtvorhang jaulen.
-- Fortsetzung folgt --
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