ALLöF WIRD GUT - Kaiserjagd
Einst jagte der chinesische Kaiser in Jiangsu einen Hirsch. Es war prophezeit, dass ein Hirsch dem Jäger die Würde verleihe, die er sich selbst verdiene. Es war schon spät am Abend und die Aussicht auf Jagderfolge gering. Als der Kaiser so den Hirschen sah, legte er mit dem Bogen an, obwohl sein Diener ihm zu rief: »das ist kein Hirsch, das ist ein Bauer«. Es scheint, als wollte der Kaiser so dringend seinen Hirsch erlegen, dass er den Bauer nicht sehen konnte. Er sah einen Hirsch. Nun wendete der Diener ein: »Herr, was wollen wir tun?« Der Kaiser befahl, den Bauern zu rösten, denn es sei ein Hirsch. Er verspeiste den Gerösteten, wischte sich den Mund und sprach: »dieser Hirsch war ganz vortrefflich«. Alle stimmten ihm zu.Â
Wenn man einmal dem Zynismus verfällt, verliert man schnell den Blick für die schönen Dinge des Lebens. Den Sonnenaufgang durch den Spalt einer undichten Tür zu erleben. Regenwasser, das bei einem Platzregen Hunderte toter Insekten in einem Rinnsal über den Fußboden schwemmt. Möwen, die aus weiter Ferne mitgebrachte Geschenke in der Luft verteilen. Und als Ausgleich für die hinterlassenen Souvenirs herrenlose Schuhe fressen. Der Klang eines Güterzuges, der die Landschaft von Nord nach Süd durchschneidet, und der Geschmack von Wasser, das durch die Abflussleitung eines Chemiewerks ging. Dieselrußpartikel in der Atemluft und die Romantik eines Nebels, so dicht, dass er auf dem Handrücken kondensiert. Das Geschrei von Kindern im Freibad und das unvermutete Hupen eines Nebelhorns. Willkommen im Rheinland. Seit dem Systemausfall mit dem Standhaften wächst eine vage Vorstellung von meinem Aufenthaltsort. Wie immer sind es die Details, die am Ende alles auf den Kopf stellen. Denn jedes Mal, wenn ich zu wissen glaube, wo wir sind, ändert sich die Kulisse.
-- Fortsetzung folgt --
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