ALLöF WIRD GUT - Glaubensbekenntnis
Am Abend bietet mir der Lightraucher seine zweite Marlboro an. Er fragt mich, warum ich nicht beten will. Er hätte mir gern den Gefallen getan, meine religiösen Pflichten erfüllen zu dürfen. Weil er persönlich Mohammed und seinen Glauben respektieren kann. Solange der Glaube aufrichtig sei. Die Doktrin eines Laienpredigers, dessen Grandpa noch auf dem Jahrmarkt Tinkturen aus Pferdepisse angepriesen hat, lässt sich in den Worten irgendeines Sternegenerals etwa wie folgt ausdrücken: Jeder soll glauben, was er will. Solange es das richtige ist.
Wer die Panzer hat, hat eben meistens auch Recht. Der vorbildhafte Sternegeneral könnte auch Julius Caesar heißen. Es ist nicht auszuschließen, dass es sich tatsächlich so verhält. Solche Namen sind überm Teich keine Seltenheit. Wer im Slum lebt, nährt die Illusion, ein großer Name könnte zumindest die eigenen Kinder vor der entwürdigenden Armut bewahren. Oder der weissen Herrenrasse soweit schmeicheln, dass Pop seinen Bastard stillschweigend anerkennt. Zizar ist jedenfalls schon mal stolz auf seinen Namen. Die jeweils dominante Religion rechtmäßig vertreten zu dürfen, ist dann zum Plantagenkaffee das Sahnebaiser. Als Ausgleich für die Jahrhunderte der Sklavenarbeit dürfen sich die schwarzen Cäsaren heute in allen Teilen der Welt für die Monedas der Wallstreet kloppen und kriegen bunte Orden dafür.
»Haben Sie es schon mal mit zwei Frauen gleichzeitig getrieben?« frage ich. »Zwei Götter sollten dann ja nicht das Problem sein.«
Ich hab nicht viel Glück mit flüchtigen Freundschaften, die kommen und gehen, weil man nun mal in der Enge unserer sozialen Strukturen unausweichlich aufeinander geworfen ist. Es kostet mich zwei weitere Rippen. Immer noch glaube ich, dass bald der Doktor kommt und uns alle auf unsere Stationen sortiert: mich auf die Innere und ihn in die Psychiatrie. Dass das Leben die Rollen schon verteilt haben könnte, geht in meinen Schädel erst mit Verzögerung hinein. Mitten in Europa? Nö, denke ich, sicher nicht. Das kann alles nur ein Irrtum sein. Nach zwei weiteren Stunden in der Kiste bin ich bereits der Star im Camp. Und bereit, dem schwarzen Ignatius von Loyola reinen Wein einzuschenken. Dass ich nicht Safi Raid und auch kein Elitekämpfer für die Islamische Weltherrschaft bin, sondern der weltpolitisch völlig unbeleckte Tropf, der zur falschen Zeit am sprichwörtlich falschen Ort stand. In Simons metallmechanischem Kfz-Recyclingbetrieb unter freiem Himmel im rheinischen Westerwald.
-- Fortsetzung folgt --
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