ALLöF WIRD GUT - ein klarer Fall
Zwei starke Arme schoben sich rechts und links unter meine Achseln und zerrten mich so weit in die Vertikale, dass meine Knie so gerade nicht am Boden schliffen. Man hörte einen Riegel quietschen und das Wimmern eines ungeölten Scharniers. Und noch während das Ausfallmanöver im Gange war, befestigte jemand hinter meinem Rücken einen metallischen Gegenstand an den Kabelbindern, die mir ohnehin schon die Adern abdrückten. Unser Gang dauerte maximal dreißig Sekunden. Wir gingen auf Eisen. Oder meine Knie waren aus Holz.
Bei dem Objekt zwischen meinen Handgelenken handelte sich aller Wahrscheinlichkeit nach um einen Schekel oder Karabinerhaken, der an einem aufgespleißten Drahtseil hängen musste. Die Arme hatten sie zur Sicherheit gleich zweimal auf dem Rücken zusammen geschnürt, an Ellbogen und Gelenken. Dann freier Fall, und als ich das nächste Mal Boden unter den Füßen spürte, war er flüssig. Mein Körpergewicht riss mir die Arme rückwärts aus den Schultergelenken. Irgendwas stach mir an den Daumenballen tief in die Haut, während ich mich in der Haltung eines Skispringers mit nach hinten ausgekugelten Armen von der unerbittlichen Zugkraft meines Eigengewichts ans Ende einer straffen unelastischen Sehne gespannt fand. Als ich leise ⟩Aua⟨ sagen wollte, kam das Wasser …
… in meinen weit aufgerissenen Mund. Nur ein schmutziges Tuch zwischen meiner Zunge und dem Nass. Meine nackten Füße rührten auf der Suche nach festem Grund unter mir. Dort auch Wasser. Überall Wasser, während meinen Händen oben hinten das Blut ausging. Durch meine Ohren drang abwechselnd Flüssigkeit vermeintlich bis ins Gehirn, wenn ich den Kopf mal zur einen, mal zur anderen Seite warf, um die Nase für die Dauer eines Atemzugs in die Atmosphäre zu heben. Doch der Sack war dazwischen. Die Arme drückten mein Gesicht bei jedem Atemversuch wie ein Pumpenschwengel den Kolben ins flüssige Element, angetrieben von der Schwerkraft. Eine ziemlich große Badewanne, um mein Ertrinken zu simulieren. Oder absolvieren, je nachdem. Wenn ich noch was hätte denken können, dann das: es ist vorbei.
-- Fortsetzung folgt --
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