ALLöF WIRD GUT - Two and a half Men
Wahuwupp macht mein Herz, wahuwupp, huhupp, und dann Schweigen. Man hört draußen Züge bremsen und fahren. Der Bahnhof ist in der Nähe. Erinnert daran, dass wir alle irgendwie auf Abruf sind. Kaum zwölf Stunden nach meiner Ankunft weiß ich schon nicht mehr den Grund.
Was war jetzt noch mal der Anlass, eine Staffel Einsatzkräfte auf mich loszulassen? Und was ist mit Simon passiert? Und was hat Sabine Christiansen noch mal zu den Haftgründen vermerkt? Ein veritabler Filmriss. Möglicherweise nähere ich mich schon gefährlich dem Schwachsinn, wenn ich sonntags abends gegen fünf, halb sechs kein kaltes Bier zur Hand hab.
Ich entschließe mich, die Sache vom spirituellen Aspekt her anzugehen und zwinge mir gleich von Anfang an einen disziplinierten Lebenswandel auf. Morgens früh aufstehen, dann Atemmeditation, schleimfreies Frühstück, Erbauungsliteratur, Entdeckung der inneren Werte und so weiter … ein weiser Mann hat mal gesagt, dass der wahrhaftig reich ist, der keine Wünsche hegt, und der nur frei, der nicht nach draußen will. Im Stadium der Planung weiterer Einzelheiten habe ich es dann plötzlich dermaßen gründlich satt, frei, weise und reich zu sein, dass ich mich nach dem Abendessen der Enthaltsamkeit einer grandios dämlichen Seifenoper überlasse. Charlie Sheen und seine 2 einhalb Männer im Gemeinschaftsraum.
90 Minuten Vorabendprogramm. Gefühlt sind es drei Stunden. Sechs Knackis im Parkett, noch mal zehn im Raucherzimmer und eine Busladung von Partisanen im Schatten des dürren Philodendron. Ein Gegrolle und Gemurmel begleitet dort das Backgammon. Außerhalb der beiden Gruppierungen aus Rauchern und Abstinenten gibt es nur Einzelgänger. Die wenigen, die sich der Soap hingeben, starren in das Fenster nach Hollywood wie ein Russe in den Ofen. Keine der Pointen schafft es, auch nur ein Zucken aus den Mundwinkeln zu locken oder die Pupillen aus ihrer hypnotischen Stellung zu reißen. Nur in den Werbepausen entspannen sich Schultern, Nacken und Kinnmuskulatur. Dann kommt es sogar hin und wieder vor, dass jemand seinen Oberkörper nach hinten wirft und durch seine Nüstern den Ansatz eines Lachens schnaubt, der meist in Kopfschütteln endet. Kurze Unterbrechung. Die Kanzlerin in Strapsen. »Ick habe keine Zeit ma zu valiern. Ick such den Richtijen. Ick parschippe getz.«
‰