ALLöF WIRD GUT - Knastmorgen

So also hat man sich einen Sonntag in der JVA vorzustellen. Etwas weniger aufregend, als man für gewöhnlich denkt. Meine Kenntnis der Interna sind aufgrund mangelnder Knasterfahrung eben noch beschränkt. Und irgendwie hoffe ich an diesem frühen Sonntagmorgen, dass das auch so bleibt. Denn es ist uns gleich nach Ankunft gelungen, einen Anwalt aus dem Bett zu schellen, der das Missverständnis meiner Anwesenheit und der hinführenden Umstände möglichst umgehend klären hilft. Natürlich eine Frau. Ein Mann wäre zur Frühschoppenzeit beim Fußball oder in der Kirche oder, was noch wahrscheinlicher ist, anderweitig beschäftigt. Unser Gespräch soll um elf stattfinden, es schadet also nicht, sich schon mal mit Sabine Christiansen warm laufen zu lassen. Mein Anwalt heißt Hana, Hana Kattrin. Das klingt für mich nach einem schwedischen Möbelhaus. Köttbulla und abschließbare Stahlschränke zur Selbstmontage. Ich stelle mir jemanden vor, der mit neunzehn promoviert hat, um noch vor dreißig Kinder zu kriegen.
Pünktlich um elf wurde Hana Kattrin aufgehalten. Es gibt ohnehin eine seltsame physikalische Zeitverschiebung zwischen drinnen und draußen. Knastzeit, hat mir mal einer gesagt, ist eckig. Das kann man schöner nicht ausdrücken. Ich zähle meine Finger durch. Zehn. Rückwärts auch. Von innen nach außen, von außen nach innen. So gegen Mittag sind auch die Talkshowgäste in der Gegenwart angekommen, ohne dass sich die Themen wesentlich geändert hätten. Nur meine Advokatin fehlt.
ALLöF WIRD GUT ...
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Der Fernseher kämpft noch immer gegen den Stumpfsinn an, nicht nur hier drinnen, sondern vermutlich in zehn Millionen ähnlichen Haushalten. Ich hatte mal in Troisdorf Nachbarn … aber gut. Im Frühstücksfernsehen zitiert jemand unter brausendem Gelächter die Erkenntnis eines Astronauten, dass es für die, die auf dem Mond gewesen sind, auf der Erde keine wirklichen Ziele mehr gäbe, außer dem ersten Platz in der Bundesliga … Das angesprochene Setting erinnert mich auch wieder an meine Nachbarn und an den kastenförmigen Balkon (Mondlandschaft), auf dem sie sitzen, um zu rauchen, während sie durch das geschlossene Wohnzimmerfenster an den trockenen Usambaraveilchen vorbei auf den Fernseher starren. Ja, denke ich, so ist das, als mich endgültig der Knastkoller überkommt. In dieser Erinnerung gucken sich die Nachbarn auch eine Talkshow an mit einer Moderatorin, die auf der Fahrkarte Ich-bin-blond-aber-nicht-blöd Einsteins Domina spielt, als dem Herrn Nachbar auffällt, dass man das trockene Veilchen hinterm Fenster mal wieder gießen könnte. Freudsche Fehlleistung.
Ich auch. Eine einzige Freudsche Fehlleistung. Instinktiv weiß ich ...

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