ALLöF WIRD GUT - Retrospektiven
Zwei Sorten von Menschen bevölkern die Welt. Die einen wissen alles, die anderen nichts. Sokrates und Uli Hoeneß. In umgekehrter Reihenfolge vielleicht. Vor Gericht dreht sich das meistens eh noch mal um. Aber dort entscheidet sich auch, wer den giftigen Becher trinkt. Im letzten Zucken begreift das Genie vorm Richter, dass es nichts zu begreifen gab. Das liegt an einer simplen Tatsache: Verbrechen ist einfach nicht philosophisch, eine Steuerhinterziehung zum Beispiel. Selbst dann, wenn man sie nicht begeht. Und die Stoa hilft einem informellen Gespräch mit Beamten auch nicht auf die Sprünge.
Schattig wird’s, wenn man morgens um halb sechs die Fehlurteile aus Bayern und der Antike ventiliert. Gut, zu diesem Zeitpunkt bin ich selbst schockiert über die Verrohung der Welt, aber zur Versöhnung: So ein leichtes Unbehagen bei der Sichtung der Flohmarktware im Kofferraum verspürt zu haben, will ich nun auch nicht leugnen. Ein Ziehen in der Brust. Konnte allerdings auch gut vom Wodka stammen. Und den Gedanken: da ist doch was faul. Von Wolodja und meinen Versuchen, ihn auf den Inhalt seines Kofferraums anzusprechen, verkneife ich mir zu berichten. Es wäre mit zu viel Aufwand verbunden, das alles zu erklären. Verwechslungen von Autos und ihren Eigentümern … naja.
Wenngleich ich Holland nicht gut kenne, kennt man den Corolla also dort. So kommt eins zum andern. Und Ich habe mein Schweigen ganz umsonst gebrochen. Rückblickend ist es immer die Verwunderung, die am Denken hindert. Spätestens als ich neben dem bekannten Wagen stand, mit beiden Händen auf dem Dach, mich über die BlackOps-Kapuzen der Ninjas vom Zoll wundernd und die schillernde Vielfalt ihrer Waffen, wäre eine Bilanz des Abends angesagt gewesen. Nur um zwei rheinische Döspaddel festzusetzen, hätte doch wohl ein Spiralblock mit Kugelschreiber völlig ausgereicht und die Frage, ob ich/wir mit einer Verwarnung einverstanden sind. In welcher Höhe auch immer. Für was auch immer. In solchen Situationen für gewöhnlich einer Blutprobe im zweistelligen Bereich.
Diesmal stechen wir wohl aus der Statistik. Weiter, als ich denken kann. Weiter, als meine Fahne reicht. Und meine Verwirrung. Im Grunde waren die Freunde vom Zoll doch hinter einem Auto her, und die Festnahme des Corolla ist ihnen dann ja auch mit großem Aufwand endlich gelungen. Das ganze hätte, wie ich meine, auch ohne meine und Simons Beteiligung glatt über die Bühne gehen können, denn wer den Schlüssel hat, hat in aller Regel auch die Macht über den Motor. Nicht zu vergessen den Kofferraum. Zwei Mannschaftswagen und drei SEK-Mercedes in Schwarz, um einen japanischen Ausreißer festzusetzen, dessen Maschine nur nach inständigem Beten anspringt, das ist europäisches Weltklassegrenzschutz-Know-How. Den Hubschrauber nicht gerechnet, der über Simons Spielplatz Runden drehte, um das nächtliche Spektakel von oben her zu beleuchten.
Großes Kino ...
-- Fortsetzung folgt --
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