der elektronische Gottesdienst
Eine neue Religion wurde gegründet. Im Kernland des religiösen Fanatismus ist dies mit einer Firmengründung identisch. Man kann wählen, ob man gemeinnützig, mehrheitsbeteiligt, selbständig als AG oder besonderer Verein firmiert. Das ist wohl überall auf der Welt dasselbe. Im Grunde ist es ähnlich wie mit den Fußballvereinen. In der Satzung dann zweihundert Seiten über Klagerecht und Haftungsausschlüsse und ganz klein die Präambel: wir verstehen uns als Sportler.
Und der Ball ist rund
Die Kirche, von der ich spreche, wurde von einem der führenden Technologen der selbstfahrenden Autos gegründet. Er muss wissen, wovon er redet, hat damit nämlich schon ein Vermögen gemacht. Und jetzt ist er überzeugt, oder war das schon immer, dass seine Entwicklung nur Teil eines großen magischen Ganzen war, das man den göttlichen Funken der künstlichen Intelligenz nennen könnte. Wir haben uns einen Gott gebaut und bald schon werden wir ihm dienen.
So in etwa könnte das Exposé eines Sience-Fiction-Films beginnen, in dem der vollkommen verrückte Gegenspieler Blofeld (ein deutscher Autoingenieur mit soliden Nazigenen) an der Übernahme der Weltherrschaft gehindert werden muss. Nebst Übergabe. Denn der Sinn der Religion, die im wesentlichen auf den allmächtigen KI zurück gespielt werden wird, liegt eben darin, die Menschheit und ihre Ressourcen geordnet und friedlich diesem Gott in die Hand zu legen.
Kein Film
Wen gruselt es? Diejenigen vielleicht, die sich der Frage hingeben: was machen IT-Milliardäre mit ihrem Vermögen, wenn sie gerade nicht iPods, facebücher und Suchmaschinen erfinden? Möglicherweise sind Drogen im Spiel. Wie immer. Follower ist das englische Wort für die Jünger. Um wie viel einfacher wird die Following, wenn wir ohne unser Zutun mit autarken Maschinen (Fahrrobotern, Social-Media-Robotern, Google-Robotern) schon dahin gebracht werden, wo wir hin sollen?
Man braucht weder am Lenkrad zu drehen, noch sich für eine Richtung zu entscheiden. Wie praktisch, das macht alles schon die Maschine. Die wir dann dafür anbeten dürfen. Natürlich ist diese Religion ein Konzern. So wie Monsanto Unkrautvernichter produziert, produziert der Religionskonzern eben Glauben. Und Geld. Und allmächtige Geschäftsführer.
Gar nicht so visionär, wird man sagen, wenn man analysiert, was schon immer war. Die Presseabteilung eines Pharmariesen stelle ich mir größer vor als Hitlers Propagandaministerium. Es kommen Sonntage, an denen macht man sein Internet auf und siehe da, die Wahrheit über das Pflanzenschutzmittel xyz ist nun endlich unter den Leuten. In Wahrheit ist xyz völlig harmlos, und selbst die EU-Kommissare weigern sich, weiter die Boykottpolitik der sogenannten Naturschutzverbände zu unterstützen, durch die die Landwirte gehindert werden, eine vernünftige naturnahe Bodenbewirtschaftung …
Krebserregend, löst schlimmste Krankheiten aus, dürfte schon seit Jahren wegen der Anreicherung im Boden nicht mehr verwendet werden - aber die Studien dazu lassen sich mit wenig Aufwand unterdrücken wie die Leukämieuntersuchungen rund um Krümmel. Ich suche vergeblich in dem Artikel über das unbedenkliche xyz Pflanzengift das Wort Verschwörungstheorie. Naja, vielleicht deshalb, weil nahezu jeder Experte an jeder Uni der Welt bisher dem Kreis der erlauchten Verschwörer beigetreten ist und zu den Exorzisten gehört.
Es sei denn, er stünde auf der Gehaltsliste. Was nun wieder die Frage aufwirft, wer denn da nun alles drauf steht und vor allem wer nicht. Ich habe mal einen Experten sagen hören, ein bißchen Radioaktivität in der Umwelt sei ganz gut für die Artenvielfalt. Diese ist in Tschernobyl ja anerkanntermaßen wieder auf dem Weg der Erholung. Zweiköpfige Ziegen müssen kein Fehltritt der Natur oder Technik sein, wenn man sie als biologische Bereicherung ansieht.
Alles eine Frage der PR (oder soll man Reiligon dazu sagen? Des Glaubens?)
Der Mann mit der friedlichen Übergabe der Welt ist übrigens Kollege des anderen, der die Marsraketen baut. Man wird schon bald dort oben ein Reihenhäuschen erwerben können, wenn die Frage des Internetanschlusses geklärt ist (vom Mars zur Erde ist noch kein Glasfaserkabel gelegt). Der Mann, der (was war das noch? Youtube?) irgendso eine unglaublich schicke, unglaublich schlaue IT-Firma erfand, bietet seinen Siedlern selbstverständlich auch Rückflugtickets an, falls es einem da oben nicht gefällt. Ozonloch und so.
Ich wundere mich, dass diese Dinge so wenig im Bewusstsein sind. Unsere Welt nämlich ist längst nicht so grau, wie man meinen sollte. Sie ist voll von - hm - nennen wir sie: Spinnern? Oder Visionären?
Ich sage mal:
ALLöF WIRD GUT‰