Urlaubsmitbringsel
Gerade sehe ich eins dieser UFOs abflugbereit am Straßenrand, festgebunden an ein Auto. Die Aliens wabern um ihr gestrandetes Raumschiff herum, Zweck der Übung ist unbekannt. Nein, doch da sieht man's: der Mann bringt auf dem Wohnwagen einen Sinnspruch an, vermutlich zur inneren Einkehr derjenigen, die ihm über einen kurvigen Gebirgspass folgen werden (zwangsweise):
Sie sind vielleicht schneller, aber wir haben Urlaub ...
Wow, der traut sich was. Kann er auch. Zwischen sich und der Wut liegen schließlich zehn Meter Bretterbude. Vollgepackt mit allem, was man so braucht, um andernorts nichts von der Heimat zu vermissen.
Was Menschen brauchen, um in der fremden Welt da draußen überlebensfähig zu bleiben, zeichnet ein entwaffnend ehrliches Bild von den Vorstellungen dessen, was sie in ihrem Abenteuer erwarten möge. Wie oft bin ich selbst schon ausgerüstet für eine Weltumrundung mit dem Rad über die Alpen und dann mit der Erkenntnis zurück, dass Gepäck in erster Linie schwer und in zweiter unnützlich ist?
Wie oft hat man schon von gebeutelten Reisenden gehört, dass das, was man nicht bei sich trägt, auch nicht gestohlen werden kann? Und wer wäre schon mit mehr als einer Kutte soweit gekommen wie ein Franz von Assisi oder Jesus in seinen Latschen?
In einer modernen Adaption geht eher ein Kamel durch ein Nadelör, als dieser Wohnwagen über den Col de Lautaret. Die Sache mit dem Korken und der Flasche kommt einem fast von selbst in den Sinn. Und die Stimmung der Hinterleute, wenn sie ein paar Stunden auf den Sinnspruch gestarrt haben. Urlaub, ja. Und Stau.
Was Frauen brauchen, um glücklich zu sein, hatte ich jüngst gelesen. Liste folgt. Was Männer brauchen, las ich gerade. Liste folgtfolgt. Was Henry Morton Stanley bei sich trug (Verzeihung: tragen ließ), hat mich schon immer beeindruckt. In der Frei(z/h)eit scheiden sich wohl tatsächlich die Geister.
Ladies first:
✔︎ EC, Kreditkarte, Bargeld
✔︎ Reisepass, Personalausweis, Kopien
✔︎ Führerschein
✔︎ Tickets, Reservierungen
✔︎ Kontaktlinsen, Sonnenbrille, Brille
✔︎ Kamera, Speicherkarte, Handy, Ladegerät
✔︎ Visitenkarten
✔︎ Handtasche
✔︎ Regenschirm
✔︎ Badeanzug
✔︎ Kleines Schwarzes
✔︎ Schmuck
✔︎ Ohropax
✔︎ Kekse
✔︎ Reiseapotheke: Pflaster, Aspirin, Paracetamol, Durchfallmittel, Abführmittel, Salbe, Gesichtscreme, Sonnenmilch, Textilwaschmittel, Salzwassernasenspray, Erfrischungstücher, Desinfektionstücher, Toilettentücher, Taschentücher
voilà un homme:
✔︎ Axt, Beil
✔︎ Plane
✔︎ Jutesack
✔︎ Eispickel
✔︎ Eisschuhe
✔︎ Kayak und Paddel
✔︎ Angelrute, Schnur, Blei, Fliege, Blinker
✔︎ Kochgeschirr
✔︎ Teekanne
✔︎ Seil
✔︎ Dolch, Schweizermesser
✔︎ Schleifstein
✔︎ Petroleumlampe, Petroleum, Kerzen
✔︎ Streichhölzer, Feuerzeuge
✔︎ GPS, Kompass, Karte
✔︎ Solarpanel, Kabel, Akkus
✔︎ Seesack, Rucksack
✔︎ Filzdecke, Filzstiefel
✔︎ Schlafsack
✔︎ Kletterausrüstung
✔︎ Moskitonetz
✔︎ Handschuhe
✔︎ Reiseapotheke: 10 Schachteln Paracetamol gegen Kater
✔︎ Hammer, Nägel, Schrauben, Feile
✔︎ französische Flagge für 14/7
✔︎ Bärenschreckrakete
✔︎ Regencape
Fazit? Frauen brauchen einen Koffer fürs Handgepäck, Männer eine Zugmaschine. Aber da, wo letztere hinfahren, finden erstere keine Steckdose für ihren Fön. Ein echtes Dilemma. Und wie macht man jetzt gemeinsamen Urlaub? Am besten auf der Autobahn.
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