writing is easier drunk
Ich bin gerade von der Insel zurück. Drei Tage, sagt man, stinkt es noch beim Kacken nach Fisch. Dabei gab es nicht mal welchen zum Frühstück. Das Full British Breakfast hat sich im Laufe der Zeit amerikanisiert. Baked Beans und Hash Browns sind mittlerweile Standard, die obligatorische Brown Sauce erhält man nur noch portioniert in Plastiktüten. Grapefruit sowieso nicht, und der Toast ist stellenweise wirklich welcher, statt, wie sich das gehört, im Fett schwimmend gebacken zu werden. Das Ale wurde weitgehend von Fosters Lager verdrängt, und Tee gibt's nach dem Style Out of the Colonies im Beutel. Lassen wir's und stellen fest: das britische Frühstück ist nicht mehr so gesund, wie es mal den Ruf hatte zu sein.
0,5683 l ist ein Pint, das sind rund 34,7 Kubik-Inch. Acht imperiale Pints sind eine imperiale Gallone. Wenn man die Maße mit dem britischen Silberpfund aus Sterling verrechnet (at present: 1,11€ = 1£), kommt am Ende irgendwas heraus, das Kopfschmerzen verursacht. Sagen wir: ab zehn Pfund Sterling in Ale-ischer Währung sollte man zum Frühstück auf Tee umsteigen. Sonst konfundiert man hernach Links- und Rechtsverkehr, was übel ausgeht. Allgemein lernt man auf der Insel, dass es besser ist, einen Krieg zu gewinnen als die Kolonien zu verlieren, und von daher auch günstig, über eine geschlossene Küstenlinie zu verfügen, innerhalb derer möglichst ein einheitliches Rechensystem herrscht und eine einheitliche Sprache gesprochen wird.
Ssie-Juuh schreibt sich beispielsweise nicht C-U und ist kein Abschiedsgruß, es meint die hundeähnlichen Viecher, die sich am Strand tummeln und von den US-amerikanischen Soldaten nachgeahmt werden. Wir Kontinentalen (oxford dictionary of current english) blicken ja gern auf die Seals hinab, doch wenn man das tut, kommt es vor, dass man in der vertikalen Entfernung nicht Seehunde sieht sondern Mülltüten. Das liegt nicht an der Seltenheit der Tiere sondern am Umweltbewußtsein der Insulaner. Man sagte uns, da seien welche. Und der Deutsche glaubt, was er kann. Zweites Problem einer Insel: man kann den Müll schlecht hinter der Grenze deponieren (Pardon: die Wertstoffe). Sie kämen postwendend zurück. Also liegt einiges am Straßenrand.
Na, das hört sich dramatischer an, als es ist. Auch muss ein Schiff, das auf dem Trockenen liegt, nicht unbedingt auf eine marode Wirtschaft hindeuten. Es kann auch ein Zeichen von beginnendem Wohlstand sein, wenn Jachten beispielsweise zur Überholung auf der Sandbank ruhen. Die kleinen Städtchen an der See wirken tatsächlich herunter gekommen. Aber es ist Nachsaison, genau gesagt Zwischen~. Und die Städtchen wirkten wohl auch vor zweihundert Jahren nicht anders. Tradition ist immerhin eine britische Konstante. Vor allem die im Humor.
Britischer Humor* im Fernsehen ist der visuelle Essig auf den Fish and Chips. Das warme Ale an einem kühlen Abend an der See. Die Fähigkeit, sich selbst zu spiegeln, wie es seit Didi Hallervorden hierzulande kaum noch einer kann. Am herzhaftesten kann lachen, wer die sprachlichen Feinheiten nicht versteht. Das wiederum ist leicht für den Festländer. Seit uns der Brexit von der Weltwirtschaft abgeschnitten hat und der letzten funktionierenden europäischen Währung, dem Pound, sind wir Europäer quasi auch sprachlich und intellektuell auf uns gestellt.
Wilhelm der Bastard hat einige Jahre gebraucht, um die Insel unter Kontrolle zu bringen. Das gelingt einem Touristen übers lange Wochenende nur unzureichend. Auf der Insel wird man sich wohl noch lange die Geschichte von den Deutschen erzählen, die am Fuß der Klippen von Capel le Ferne skeptisch den Sonnenstand beäugten und dann in die Wand einstiegen. Möglich, dass sie in Folkestone das White Horse mit dem White House auf den Klippen verwechselten und dieses mit dem ebenfalls dort ansässigen Light House, was ein Pub sein soll. Der, weil geschlossen, gleich zur nächsten Sehenswürdigkeit verwies, dem letzten wirklich originalen Pub der Welt. So scheint es mindestens, wenn man in Folkestones Hafen rechts vom (plastik-blau bestuhlten) Fish&Chips einkehrt.
Gestalten sieht man, die Hollywood nun eigentlich fürstlich bezahlen müsste, nur um da zu sein, damit die Touristen denken, alle Klischees aus dem Kino wären wahr. Sind sie.
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