Homestory Reloaded
Morgens früh wache ich mit der Hand in der Schlafanzughose auf. Die Hand gehört meiner Freundin. Sie fragt mich lasziv, wie ich mir einen guten Morgen vorstelle. Gut, denke ich. Es duftet nach frischen Brötchen. Allerdings sind es keine Brötchen, sondern Croissants, die da aus dem Ofen hüpfen. Biobutter und Milchcafé trösten darüber hinweg, dass ich als Schriftsteller ja eigentlich kein Frühstück will, es sei denn ein schwarzes. Um halb neun brennt dann tatsächlich die Sonne durch die Dachfenster und die Einfälle der Nacht lassen mir keine Ruhe. Der Computer saugt die frischen Zeilen zufrieden in sich hinein und meißelt sie auf die elektronische Heldenwand. Zwischendurch mal schnell ein paar Fotos vom letzten Aufenthalt am Mittelmeer durchblättern und den Chat mit Freunden, die zum Biken in die Sahara laden. Scheich Klugscheich bezahlt die Spritrechnung, und ein Zwischenstop in AlmerÃa ist auch noch drin. Die Verkaufszahlen sind nach der letzten Lesetournee ins sechsstellige gestiegen. Um die drängenden Agenten abzuwimmeln, ist das Telefon abgestellt. Viel lieber mal vorausschauend für die Wüstentour das Ventilspiel vom Moped einstellen oder die AC auf den Rundkurs in Spa abstimmen. Mittags gibt es Flammkuchen aus’m Steinofen. Heißt Reisig verbrennen. Danach den Kaffee mit dem Kunsthistoriker und ne kleine Mittagspause mit dem Schatz in der Domstadt drin an einer Stelle, wo dich keiner findet. Wann das Boot aus dem Schuppen hinter der frz-span Grenze geholt werden kann, um den letzten Turn des Jahres zu starten, und vor allem, wohin, steht in den Sternen. Die Sprachkurse im Uniclub laufen auch noch nicht so richtig rund. Treffen mit der indischstämmigen Schauspielerin - indisch stämmig soll hier nicht stämmig und indisch heißen, ganz im Gegenteil - und auf dem Rückweg den Sangiovese abgeholt, um abends mal einen kleinen … und dann wachte ich auf. Und diesmal wirklich.
Pizza Pistone
Man soll keine Pizza backen, wenn man aus der Werkstatt kommt. Motoröl ist ja mehr oder minder geschmacksneutral. Sollte man nicht meinen. Zum Einfluß auf die Magenschleimhaut und sonstigem Wohlergehen liegen noch keine Erfahrungswerte vor. Spürbar vielleicht ein metallisches Knirschen zwischen den Zähnen. Könnte aber auch vom Backpulver stammen. Hagelsalz auf Brezn haben einen ähnlichen Effekt. Nein, die Farbe, die allesentscheidende wäre wohl schwarz. Pizza nera wenn man nach der Ölpanscherei den Kohldampf mit Handgeknetetem stopfte.
Pistone ist der Kolben. Irgendwo steht, dass man es auch mit Ventil übersetzen kann. Um dem sprachlichen Dilemma zu entgehen, fiel die Entscheidung knapp an Pizza vorbei zugunsten des französischen Flammkuchens. Trotz fehlender glutenfreier Laktose verfehlt aber auch der Elsässer Fladen das Demetersiegel um jene knappen Zehntel, die weder Seife noch Bürste vorher aus den Papillarien saugen konnten.
Eins von vier Ventilen hat zu viel Spiel. Das rechte am Einlass. 0.03 bis 0.11 sollten es sein, 0.18 scheinen vorzuliegen. Man erfährt solche Dinge, wenn man sein Moto in Einzelteile zerlegt, bis es wie ein geplatzter Hirsch am Straßenrand aussieht, und dann das Messer vier Mal in die Herzgegend sticht. Den Klappenfehler anschließend zu beseitigen, hieße, das Gerät auch noch auszuweiden.
Besser nich. Denn auch die Technik ist gegen Hundertstel Millimeter Steuerfehler wohl mutmaßlich toleranter als gegen Schrauben, die der Monteur beim Fixen unter einer der Nockenwellen verliert. Wenn man das Ventil leicht verdreht, verändert sich das Spiel übrigens, was durchaus einen hörbaren Effekt hat. Scheint, als sei Verrussung Ursache des Problems, und da sind wir wieder bei der Patina auf dem französischen Ofenfladen.
Flammkuchen ist ein wirklich dankbares Gericht. Man braucht im Grunde drei Zutaten: Ofen, TK-Flammkuchen ausm Discount und Strom. Mit küchenüblichen Utensilien und Creme Fraiche erspart man der Umwelt noch einen Pizzakarton. Aber dann wirds schon mal dunkel. Je nach Reinheit der Hände. Das Motorrad ist unverständlicherweise irre laut. Aber es verbraucht kaum Benzin. Es überhitzt nicht mehr, Öl- und Wasserpegel verändern sich nicht.
Wahrscheinlich sind meine Ohren empfindlicher. Vermutlich geschieht diese Schärfung der Sinne, wenn man mit seinem Bike im Wald herum fährt. Gut, das Thema der Tage sollte die Buchmesse sein. Aber -hm- tatsächlich zieht Frankfurt viel weniger als eine Biketour nach Schottland. Oder auch nur die Sandgrube um die Ecke. Flandern und die Niederlande sind Ehrengast der Buchmesse. Doch wer so viel schraubt und so wenig schreibt, kann Flandern und die Niederlande auch direkt besuchen. In Bilstain zum Beispiel, Sittard oder auf einem Campingplatz bei Saint Tropez.
Prettig met je kennis te maken. Mar ik ben de heel zomer nog altijd vaker in de garage dan ik aan de computer boeken schrijve.
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