Hitzewelle

Irgendwo am Gran Paradiso leuchtete die Kontrollleuchte des Kühlsystems, was auf Temperaturen oberhalb 118° schließen lassen soll. Tja, was tun? Die Dakar ist, wie soll man sagen(?), nicht sehr praktisch gebaut, um Kühlmittel zu ergänzen. Oder zu prüfen. Braucht man ja in der Wüste sowieso nicht. Möglicherweise wollten die bayerischen Ingenieure auch verhindern, dass jemand in der Sahara auf dem Weg in den Senegal sein Kühlwasser plündert, um den eigenen Durst zu stillen. Keine Ahnung, man kommt jedenfalls nicht dran.

unter der Autobahnbrücke Ivrea-Aosta nahe Ivrea also die komplette Verkleidung demontiert und das gute, weiche Gebirgswasser in den Ausgleichsbehälter gefüllt, bis die Markierung auf Max stand. Fehler. Erstens soll sie auf Min stehen, zweitens füllt man nicht den Ausgleichsbehälter auf, drittens nur wenn kalt. Aber alles Theorie. Denn wann hat man schon bei kaltem Motor ein Temperaturproblem? Und wenn, dann sollte man eins ganz sicher nicht tun: den Einfüllstutzen am Kühler öffnen. Prinzip Schnellkochtopf. Na, jedenfalls hörte die Leuchte nicht auf zu warnen - und das für die nächsten 800 km.

Jetzt also mal schlau gemacht. Das Internet weiß alles. Allerdings wenig über die Frage, weshalb in so einem Kühlkreislauf ein Temperaturfühler UND ein Thermostat verbaut sind. Und über die Unterschiede, die ein Ingenieur zwischen dem einen und dem anderen macht. Thermostat soll wohl den Kühlerlüfter regeln, Fühler wäre dementsprechend an die Elektrik angeschlossen. Ob und wenn einer dann welcher von beiden defekt ist oder tatsächlich Kühlwasser fehlt, ist auch ..nun.. Gefühlssache, so der Eindruck.

Denn allein schon das Auffüllen und Kontrollieren der Kühlmittelstände ist ein Job für den Chiropraktiker. Man muss nämlich eine Entlüftung öffnen und dann die Schläuche kneten. Fein. Zur Zeit der Adriafahrten von Irma und Heinz aus Herne machte man sowas irgendwie mit Nylonstrümpfen, Keilriemen und mit der guten alten Thermoskanne am Wasserhahn. Da gab es auch noch kein Frostschutzmittel - es sei denn man fuhr über den Brenner. Da konnte man den einen oder anderen Bolzaner Winzer um Hilfe bitten.

Besonders witzig war die Idee von Bemmwe, der Dakar den Mittelständer wegzunehmen. Man KANN also gar keine Betriebsmittelzustände prüfen. Es sei denn, der Beifahrer(in) hielte den Bock während der Arbeiten händisch gerade. Was übrigens in den Bergen nicht ganz einfach ist. Also, das Problem wird mich noch eine Weile begeistern, denn ohne Kenntnis der genauen Umstände lassen sich schlecht noch mal die 16 Gebirgspässe nach Saint Tropez nehmen - ob mit Italiens Sonne im Rücken der große Bernd oder mit Frankreichs Soleil im Gesicht der Isoard, spielt für Monsieur Moteur dabei wohl keine Rolle.

Immerhin das fand ich in einem BMW-Forum (nicht nachgezählt):

Die Zehn Gebote haben 279 Wörter. Die amerikanische Unabhängigkeitserklärung hat 300 und die EG-Verordnung über den Import von Karamellbonbons 25.911 Wörter.


lendemain =============

Nachtrag für Nerds und TecsWasserpumpe pömpt Kühlwasser durch die Schläuche. Vor dem Kühler ist eine Weiche angebracht und die nennt der Inschinör Thermostat. Es handelt sich um ein rein mechanisches Regelelement, das dafür sorgt, dass bei kaltem und lauwarmem Motor nach dem Starten das Kühlwasser nicht durch den Kühler strömt. Es strömt stattdessen direkt wieder zurück in die Maschine. Auf diese Weise wird die Warmlaufphase verkürzt und der wärmere Betriebszustand des Motors schneller erreicht.

Damit ist auch der Sinn des elektrischen Temperaturfühlers geklärt, denn dieser steuert mehr oder minder ausschließlich den Kühlerlüfter. Wenn durch zu geringen kühlenden Luftstrom der Kühler nicht mehr ausreichend kühlt, hilft der Ventillator somit nach. Dieser Sensor scheint aber auch Signalgeber zu sein, falls Überhitzung droht. Das könnte zum Beispiel der Fall sein, wenn Kühlwasser fehlt.

Damit ist ziemlich viel verstanden, nur nicht, warum das Dingens leuchtet. Aber das klären wir noch.



suite à lendemain =============

Nachnachtrag für Nerds und TecsKühlerflüssigkeit kann man bedenkenlos in der Natur entsorgen. VORAUSGESETZT, sie enthält keine Zusätze. Wie zum Beispiel Glykol (Frostschutz). Dann gehört das Zeuchs zur Sammelstelle. Ich so den Mist in eine alte Federroter-Flasche gegossen, wie sich das gehört, woll? Nun, Herr Werner, dieser Bölkstoff riecht aber sowas von exakt wie der italienische, dass man zu zweifeln beginnt, ob nicht auch der Federrote ... emm, ja ... besser auf die Sammelstelle gehörte.