darfs noch eine Scheibe mehr sein?
Also, auf die Gefahr hin, mich unbeliebt zu machen. An der Polizeiarbeit in München konnte ich gestern nichts bestechend effektives erkennen. Warum Gabriel und Pressesprecher so zufrieden sind, nun ja. Ist wohl was professionelles. Wir bekamen vorgeführt, wie Bayern den Attentätern die Fluchtwege versperrt. Allerdings Attentätern, die nicht mehr nach Palästina ausgeflogen werden, sondern sich selbst an Ort und Stelle töten. DIE WOLLEN GAR NICHT WEG, Mensch, die wollen ins FERNSEHEN!
Und jetzt wissen wir, wie es geht.
Moosach und das Olympia-Einkaufszentrum sind ja nicht gerade die Vorzeigeobjekte des bayerischen Tourismus. Da wundert es nicht, dass die Insassen des Hofbräuhauses zur Zeit des Twitter-Gewitters panikartig den Ort verlassen. Sie und die vielen anderen Menschen, die sich in den neuralgischen Zonen der Hauptstadt aufhielten, hatten ja einen Terroranschlag am meisten zu fürchten. Was aber im sonstigen Stadtgebiet vor sich ging, bekam der Außerbayerische nicht mit.
Der Münchner auch nicht. Denn zu diesem Zeitpunkt kochte nur noch die Gerüchteküche. Jeder sah offenbar in der Panik irgendwo Täter und hörte Schüsse oder Explosionen. Eine gesamte Stadt in Panik zu versetzen, ist offenbar in Bayern leicht. Die Öffentlichen fuhren nicht mehr, Zufahrtswege waren blockiert, die Polizei stürmte mit Tausenden von Einsatzkräften - wenn man die Bilder im Fernsehen sah, doch ziemlich planlos - den Ort des Geschehens. Was wurde erreicht?
Man muss wohl eher fragen, was erreicht worden wäre, wenn tatsächlich, wie anfangs vermutet, bis zu drei Täter mit Langwaffen im Einkaufszentrum gewesen wären. Die Antwort ist einfach: sie hätten aus der Distanz auf die Flüchtenden geschossen, bis es nichts mehr zu schießen gegeben hätte, und sich dann wie der Einzeltäter de facto selbst gerichtet. Was tatsächlich erreicht wurde? Dasselbe, was man erreicht hätte, wenn man einen einzelnen Streifenpolizisten ins McDonalds geschickt hätte, um den Täter zu suchen.
Der lag mutmaßlich längst tot auf dem Trottoir. Währenddessen schrien vor dem Zentrum die Polizisten harmlose Passanten an, sich mit erhobenen Händen vom Tatort weg zu bewegen. Man sah im Fernsehen Bilder von Polizisten, die gezielt mit der Kurzversion des G3, einer gefährlichen Waffe, auf Flüchtende zielten. Männer, Frauen, Kinder. Alle verdächtig. Klar, Moosach ist ja nicht Schönbrunn.
Aber was, wenn zu dem Zeitpunkt, an dem der Täter mutmaßlich bereits tot war, auf diese Weise noch jemand angeschossen worden wäre? Und welchen Sinn hat das ganze in einer solchen Situation?
Nun, im Ergebnis hat man eine gesamte Großstadt in Hysterie versetzt, ohne wirklich effektive Maßnahmen erkennen zu lassen, die solche Taten verhindern oder ihre Wirkung abmildern könnten. Dafür aber, dank der hervorragenden Pressearbeit von Twitter und Co. potentiellen Attentätern exakte Pläne geliefert, wie man eine Million Menschen mit einer simplen Faustfeuerwaffe vom serbischen Schwarzmarkt komplett durch den Wind jagen kann. Und anschließend noch Leute wie Trump zu einem Statement bewegen.
Wenn das mal keine Einladung für Islamisten ist. Also, ich hoffe, dass die Ordnungskräfte unseres Landes da noch versteckte Asse im Ärmel hatten, denn als Mensch, der Freitags gern den Sommerabend genießen will, hätte ich mich durch die Polizei selbst genauso bedroht gefühlt wie durch den Täter.
Und aus der Ferne bekam man noch einen Watschen obendrauf, als Fernsehsprecher verkündeten, es sei eine spezielle Antiterroreinheit gegründet. Da erinnert man sich an Russlands OMON und ihren Gaseinsatz. Wahrscheinlich sitzen jetzt schon die Twitter-Designer an einem Slogan der Art -Ich bin München-.
Sind wir so hilflos angesichts dieser durhgeknallten Mordlustigen? Kann mal jemand den jungen Menschen eine Stimme geben, die gestern Abend nichts anderes wollten, als einen Burger mit Freunden essen? Und danach vielleicht ins Kino gehen? Gut, die Polizisten haben einen anständigen Job gemacht. Die Aufmarschpläne und die Heranführung von Reservekräften schien geglückt, der Pressesprecher war alert. Aber die Einsatzpläne, soweit es der Laie erkennen konnte, schienen noch in Fürstenfeldbruck 1972 enstanden zu sein.
Nunja, hoffen wir, dass es nur die Berichterstattung war, die diesen Eindruck erzeugte. Ich kann nur den Opfern und ihren Angehörigen Kraft wünschen und die Hoffnung, dass sich so etwas nicht wiederholt. Was für eine sinnlose, feige Erfindung doch eine Schußwaffe ist. Langwaffen eher noch als kurze. Wäre der Täter doch mal auf eine Haxen und ein Bier in den Biergarten gegangen, anstatt sich zu bewaffnen.
Aber wem sage ich das?
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