technische Errungenschaften
Clärenore Stinnes (21 January 1901 - 7 September 1990) was a German car racer ... sagt das Gutenberg-Projekt. Populäre Quelle neben dem Erziehungsprogramm für Wikinger ist unter anderem der deutsch-französische Gemeinschaftssender mit Kulturanspruch ARTE, denn der zeigte auch den Film, den nicht Söderström selbst, ihr Leib- und Magen-Kameraoperateur und späterer Ehemann gedreht hat, sondern eine modernere Crew nach Impressionen der Reise, die Stinnes um die Welt unternahm. Sie befuhr mit ihrem Adler Standard 6 von 1927 bis 1929 die Erdkugel und legte rund 47.000 km dabei zurück.
Beeindruckend muss die Persönlichkeit der Industriellentochter gewesen sein. Nicht minder beeindruckend die Leistung, die sie erbrachte. Nicht minder beeidruckend scheint auch die technische Leistung, die der Adler Standard 6 erbrachte. Ein moderner SUV würde bei dem Versuch, eine der Originalaufnahmen nachzuspielen, kläglich am Gelände scheitern. In der Atacama zum Beispiel. 50 PS soll das Monster der deutschen Wertarbeit auf die Straße und ins Gelände gebracht haben. Insgesamt erinnert die Sache an meine Waschmaschine, ich nenne sie Clementine, weil sie auch in etwa aus der Zeit der Clementine stammt. Robuste Technik funktioniert. Das ist verblüffend. Selbst unter dem Gasfuß eines aus Stahl geschmiedeten Fräuleins.
Ich versuchte gerade vom Arbeitsplatz aus, die technischen Daten über die Reise zu besichtigen. Den Benzolverbrauch zum Beispiel, denn Stinnes fuhr der höheren Leistungsausbeute wegen mit dem speziellen Treibstoff aus rund geketteten Molekülen. Dieser Stoff kommt in unserem Tankstellenbenzin als geringfügige Beimischung vor, weil er unter anderem auch schmierstoffähnliche Eigenschaften hat. Er sorgt dafür, dass wir Benzin riechen können, denn Benzol ist aromatisch, während Benzin (wie im Feuerzeug) geruchlos ist. 1927 waren laut Einblendung im Film rund 4800 Kraft-Fahrzeuge im Straßenverkehr (na, die Botschaft muss ich wohl in der Eile falsch abgelesen haben, oder Henry Ford hat in diesem Jahr pausiert), und Benzin wurde in Apotheken verkauft.
Stinnes ist ein Phänomen, wenn man einmal davon absieht, in welche Verhältnisse sie geboren wurde. Das Tankgirl könnte auch beim Stahlpapa vom Band gelaufen sein. Ehrgeizige Pläne ehrgeizig umgesetzt und Erfolg gehabt. Leider sind die technischen Informationen im Netz eher spärlich. Man erfährt von 128 hartgekochten Eiern (auch im Film) und 2800 Schuss Munition, was rund 22 Schuss pro Ei ausmacht, aber kaum was über die Leistungsdaten des Fahrzeugs. Wieviel Benzol haben die Reisenden in seinem Motor verbrannt? Welche Abgasnorm hätte das Ding theoretisch erfüllt? Die von VW ohne Mogel oder die von Mercedes mit?
Der Adler war übrigens (im Film) kein echter Adler. Historische Autos macht man nicht mutwillig kaputt. Aber es gibt eine schöne Geschichte zum technischen Hauptdarsteller des Films. Man findet sie auf der
Website zum Movie. Dort auch die hervorragend besetzte Crew, allen voran Sandra Hüller als 'Fräulein'.
Gut, der Film ist weder Liebesgedicht noch Doku noch Abenteuer noch Actionstreifen, er ist eher ein pfeiferauchender schwedischer Kontemplationsversuch. Dennoch zeigt er eindrücklich etwas auf, das man sich vielleicht im allgemeinen nicht häufig vor Augen hält: Pionierleistung als Zeitreise. Neunzig Jahre ist das ganze her. Wie weit sind wir in dieser Zeit gekommen? In Ägypten dürfen Frauen Taxifahrer werden. Autos werden noch immer gebaut. Ein Teil der bereisten Länder existiert noch heute. 2800 Schuss würden heute nicht mehr für 128 hartgekochte Eier reichen, und mit 50 mickrigen PS bricht heute sicher keiner mehr ins Offroad auf und ein.
Immerhin sagt man nicht mehr Fräulein.
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