Zigarre dazu
Als ich über die passende Methode schrieb,
Elefantenrüssel zu wiegen, kannte ich Puntigam, Gruber, Oberhammers Bestseller noch nicht. Hier aus dem Inhalt:
König Midas etwa [...]. Nach einem Mißgeschick mit den Göttern musste er mit Eselsohren herumlaufen, die er unter einer sogenannten Phrygischen Mütze verbarg. [zus.fass:] Eine Phrygische Mütze ist ein gegerbter Stierhodensack. Man fragt sich, welchen Gewinn es bringt, entstellende Eselsohren nun ausgerechnet unter dem Skrotum eines Stieres verstecken zu wollen. Die praktische Überlegung, dass der Hodensack beim Schlachten schlichtweg übrig bleibt, zeugt von Nachhaltigkeit, aber gibt keine Erklärung für das schamhafte Verhalten des Betroffenen ab. Modisch kann man das Accessoire ja sicher auch nicht nennen. Nach der Vorstellung der Phrygier allerdings sollte das Tragen der Kopfbedeckung die besonderen Eigenschaften des Stieres auf den Menschen übertragen. Das sind im Gegensatz zum Gehör des Esels Zähigkeit, Ausdauer und Stärke des Stiers - und sicher auch Zeugungskraft.
Ja, das leuchtet ein. Wie überhaupt alles, was die eremitierten Wissenschaftler, aka Science Busters zusammen getragen haben. Im Untertitel fassen sie den Inhalt ihres Buches so zusammen: Was wir von Tieren über Physik lernen können.
Als Physiker freut mich das gleich doppelt, auch wenn Esel, wie ich just heute höre, dem Menschen mit ihren Fähigkeiten mindestens genauso nützlich sind wie Rinder, denn sie eignen sich als Hütetiere, erkennen schnell Gefahr und wiehern Raubtiere in die Flucht. Sie sehen putzig aus und haben - eben - große Ohren und damit ein sicheres Gehör. Sie sind keine Fluchttiere, sondern stellen sich trotzig der Gefahr. Alles Eigenschaften, die ein guter Politiker bräuchte, um seine Herde zusammen zu halten. Stiere hingegen werden - wenn es nicht gerade eine Junta verbietet - in der Arena mit dem Degen erlegt, weil sie blindwütig Cojones zeigen.
Stiere schmecken auch besser. Die Science Busters erklären uns schon auf den ersten Seiten, warum man sich von Kaninchen nicht hauptsächlich ernähren soll, und dass man mit Ananas dasselbe erreichen kann. Nämlich seinen Stoffwechsel rasch zugrunde richten. Freunde, die mich kennen und mein Faible für Länder, die man schlecht bereisen kann, wissen um ein zweites Buch, das diese Erfahrung gründlich thematisiert: Henno Martin, Wenn es Krieg gibt, gehen wir in die Wüste.
Dort erleben wir, wie sich zwei Menschen buchstäblich zugrunde fressen, weil ihnen beim Nahrungsangebot der Namib die wesentlichen Nährstoffe fehlen. Nämlich das, was man aus dem Gemüse züchtet. Das Gemüse fressen die Tiere, die man nicht als Nahrungsgrundlage verwenden kann. Und das Wasser verunreinigen die Affen, die auch nicht schmecken. Henno Martin kämpft in der Wüste mit einem der von den Farmen entlaufenen und danach verwilderten Stiere. Es bringt ihn ernährungstechnisch einen Schritt voran und wirft die beiden Jäger auf der Menschheitsskala zehn Stufen zurück. Sie kämpfen buchstäblich bis aufs Messer mit einem waidwunden Tier, dessen Kadaver sie anschließend in großen Teilen den Löwen überlassen müssen.
Was der Mensch mit und in seiner Natur macht, ist wirklich ein Schmankerl, wie die drei Wissenschaftler im Schneckenstreicheln belegen. Schon unser Hang, Hunde zu halten, sei durchaus durchdacht. Würden wir Pandas halten, hätten wir 24/7 Shit auf den Straßen, denn Pandas verwerten als ehemalige Fleisch- oder Allesfresser physiologisch nur 20% ihrer Bambushalme, fressen 18 Stunden am Tag und leisten nicht viel mehr als gut auszusehen. Was ja immerhin auch ein Vorteil ist. Hüten können sie garnicht. Außer vielleicht Zoobesucher, die sich meist um ihre Gehege scharen. Wie sie das nun wieder machen, ist Magie.
Hasen übrigens sind brandgefährlich, was an ihrer Angewohnheit liegt, sich im Licht auszubreiten. Doch genaueres liest man am besten selber nach. Die Hälfte der Kuriositäten, die ich hier aufzähle, stammen ja aus dem besagten Buch, und das ist wirklich lesenswert. Es bestätigt auch die Einsicht, dass man zum Schreiben lesen sollte, denn als ich an den Gorskis schrieb, hatte ich noch nicht so richtig den Drive, mich auf das Thema des alternativen Suizids einzulassen. Da hätte ich Anregung gebraucht. Gorski versucht es mit Dauerbillard - und scheitert.
Er hätte sich auch, wie die Science Busters wortreich schreiben, tod-futtern können. Beispielsweise an Ananas, vom Kugelfisch ganz zu schweigen. Großstadtkaninchen wären sicher für Autor und Protagonist ein gefundenes Fressen gewesen. Schön mager, keine Eselsohren. Zigarre dazu ...
Gedankenlesen ... gibt's bei dtv
... und im Strandlesebuch gibt's schon heute den
Exkurs zum Real- und Imaginärteil eines Hundes‰